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Neugeborenes Delfin-Baby wurde von männlichen Tieren unter Wasser gedrückt


Zwei im offenen Meer lebende männliche Große Tümmler haben eine Delfin-Mutter sowie ihr neugeborenes Kalb attackiert.

Delfine haben ein "Kuschel-Image". Daher kann man kaum glauben, dass Delfin-Bullen Jungtiere töten. (Foto: SimSim-Reisen)

Delfine haben ein „Kuschel-Image“. Daher kann man kaum glauben, dass Delfin-Bullen Jungtiere töten.
(Foto: SimSim-Reisen)

Von Löwen und Affen kennt man das aggressive Verhalten gegen Neugeborene, das man Infantizid nennt. Auch von Delfinen war es bekannt, doch es wird wegen ihres „Kuschel-Images“ nicht weiter beachtet.

Neugeborener Delfin wurde unter Wasser gedrückt

Einem Forscherteam ist es nicht nur zum ersten Mal gelungen, eine Delfingeburt in freier Natur zu beobachten, sondern auch zu dokumentieren, wie das Neugeborene von zwei männlichen Tieren attackiert wurde.

Der Vorfall fand im August 2013 in der Nähe von Tybee Island in Georgia, US statt. Er wurde im Wissenschaftsjournal Marine Mammal Science veröffentlicht.

Die beiden Delfin-Bullen versuchten immer wieder, das Neugeborene unter Wasser zu drücken. Die Mutter schob sich daraufhin unter das Jungtier und beförderte es an die Wasseroberfläche, damit es wieder atmen konnte.

30 Minuten ging das so. Die beiden männlichen Tiere sprangen immer wieder auf das Kleine. In den folgenden zweieinhalb Stunden flankierten die männlichen Tiere die Mutter und ihr Baby.

Die Forscher konnten akustisch wahrnehmen, dass es unter Wasser aggressive Auseinandersetzungen zwischen den Meeressäugern gab. Auch schon vor der Niederkunft schwammen die beiden männlichen Tümmler um die Mutter herum.

Zum Infantizid gibt es nur wenig Dokumaterial

Nur ganz selten wurden Delfine in der Wildnis dabei beobachtet, wie sie ein Jungtier töteten. Doch das Unter-Wasser-Drücken, um das Kalb zu ertränken, wurde vorher noch niemals beobachtet. Bisher war nur bekannt, dass Babys aus dem Wasser geschleudert wurden, bis sie erschöpft und verletzt waren und schließlich starben.

Die Angriffe, die sich unter Wasser abspielen wie in o.g. Fall, kommen wahrscheinlich viel häufiger vor, als man sich vorstellen kann. Sie bleiben jedoch unbemerkt. Es gibt nur äußerst selten die Gelegenheit, solch einen Vorfall zu dokumentieren.

Wahrscheinlich ist dies eine der Ursachen, die zur Jungtiersterblichkeit im offenen Meer führen, meint die Wissenschaftlerin Robin Perrtree von der Savannah State Universität in Georgia. Sie war Zeuge des Angriffs.

Weibchen sollen wieder „fügsam“ gemacht werden

Ein Angriff direkt nach der Geburt wurde noch nie beobachtet. Bisher wurde nur gesehen, dass bereits ein paar Tage oder Wochen alte Jungtiere von männlichen Delfinen verletzt oder getötet wurden.

Delfin-Experten gehen davon aus, dass Bullen durch diese Maßnahme die Weibchen wieder zur Paarung animieren wollen. Denn ein führendes Muttertier ist für eine lange Zeit nicht an einer Paarung interessiert, da es zu sehr mit seinem Kalb beschäftigt ist.

Ob Mutter und Kind den Angriff überlebt haben, weiß Robin nicht. Beide wurden noch einmal 24 Stunden später gesehen, danach aber nicht mehr.
(Quelle: The dolphins that kill each other’s young)

Lesetipps

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2 Kommentare

  1. Naja … Nürnberg hatte ja mal vor vielen Jahren einen ähnlichen Vorfall, bei dem sich die (unerfahrene) Mutterkuh mit der als Amme eingesetzten Delfinkuh so lange um das Kalb gestritten haben, bis dieses tot war (Flukentreffer am Kopf).

    Die Resonanz war entsprechend …

    Inzwischen weiß man, dass Delfinkühe vor der ersten Geburt schon mal die Aufzucht eines Kalbes miterlebt haben sollten. Und seitdem man die Viecher vor der ersten Geburt auf entsprechende „Schulungen“ schickt (z.B. nach Haderwijk) klappt das auch mit der Aufzucht.

    Delfinbullen werden übrigens schon seit Lagem von den Neugeborenen fern gehalten, da für Verhaltensforscher das im Artikel geschilderte Verhalten offenbar keineswegs überraschend war.

    geschrieben von Norbert
  2. Wie gut, dass dieser Infantizid im Freiland und nicht in einem Delfinarium beobachtet wurde! Sonst hätten extremistische Tier“schützer“ ganz schnell wieder von „gefangenschaftsbedingten“ Verhaltensanomalien gesprochen!

    geschrieben von Wolfgang Rades

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