Delfine haben zwischen Riesenrad und Achterbahn keine Zukunft. So lautete mein Kommentar am 8. November 2015 zur angekündigten Schließung des in einem großen Vergnügungspark untergebrachten Delfinariums in Finnland.
Ein Vergnügungspark hat weder einen Artenschutz-, geschweige denn einen Bildungs- oder Forschungsauftrag wie Zoos oder Tiergärten.
Was zoologische Einrichtungen heute alles leisten, hat der TV-Beitrag Die Zukunft des Zoos in ARTE ganz gut gezeigt.
Gäbe es den Zoo nicht, man müsste ihn erfinden
In seinen TV-Beitrag führt ARTE mit folgenden Worten ein: „Ein Ort, der nicht nur die Kinder begeistert: der Zoo. Doch darf man Tiere heutzutage überhaupt noch einsperren und zur Schau stellen? Manche Tierschützer antworten kategorisch mit Nein. Andere sagen: Gäbe es keine Zoos, müsste man sie erfinden. „Xenius“ trifft zum Gespräch im Kölner Zoo den Zoodirektor und Präsidenten des Verbandes der Zoologischen Gärten, Theo Pagel.“
Es lohnt sich, die Sendung in der Mediathek anzuschauen. Man kann sehr viel über die verschiedenen Aufgabengebiete der zoologischen Gärten lernen und bekommt anschauliche Vergleiche präsentiert, wie die Zoohaltung vor Jahrzehnten ausgesehen hat und wie sich die heutige tiergärtnerische Arbeit gestaltet.
Statt von artgerecht spricht man heute von verhaltensgerecht
Theo Pagel legt Wert darauf, dass man nicht mehr von artgerechter, sondern von verhaltensgerechter Unterbringung der Tiere redet.
Artgerecht wäre es, wenn der Löwe die Antilope selber jagen dürfte. Da das nicht möglich ist, wird er verhaltensgerecht beschäftigt. Die Beschäftigung der Tiere ist in einer modernen Zoohaltung zur Selbstverständlichkeit geworden.
Außerdem hat Theo Pagel etwas gegen die romantische Verklärung der Freiheit. Am Beispiel eines Buchfinks erklärt er, dass diesem Vogel theoretisch die ganze Welt offen stünde. Er verbleibt jedoch in seinem Revier. Sobald er sich daraus entfernt, wird er entweder zum Beutetier oder zum Rivalen eines Artgenossen.
Badezimmernatur ist passé
Pagel betont, dass es heute in den Zoos kaum noch eine „Badezimmernatur“ wie in den 1950er- und 1960er-Jahren gibt. Früher wurden die Gehege steril gebaut, da es noch keine medizinische Prophylaxe bzw. keine so hochentwickelten Eingriffsmöglichkeiten bei Krankheiten gab wie heute.
Aber am besten, ihr seht euch den Beitrag selbst an. Dann erfahrt ihr auch noch viel über gelungene Auswilderungs- und Forschuungsprogramme.
Das mit den Bibern beobachte ich auch, Oliver. Auch hier in unserer Wohngegend sind ihnen schon etliche Bäume zum Opfer gefallen …
Danke für den TV-Tipp!
Ich denke auch, dass sich in vielen Zoos gerade in Europa in den vergangenen 30 Jahren viel zum Positiven verbessert hat und sehe die Zuchtprogramme zur Arterhaltung auch sehr positiv. Vielleicht sind wir in einigen Jahrzehnten froh, wenn wir die eine oder andere Tierart überhaupt noch zumindest in Tierparks erhalten können. Bei manchen Arten ist es ja scon so weit, dass der Bestand in den Zoos mittlerweile größer ist als der Bestand im Freiland bzw. dass ohne die Zuchten diese Arten bereits ausgestorben wären.
Auswilderunsprogramme sehe ich teilweise kritisch; ich finde, man muss sich immer im Klaren darüber sein, was man möchte und was eine Wiederansiedlung für Folgen hat. Auch hier wird manches romantisch verklärt. So z.B. bei den Bibern. Erst haben sich viele Tierfreunde darüber gefreut, dass Biber wieder in den Flussauen ausgesetzt wurden, dann aber hat sich herausgestellt, dass die Biber nicht einfach brav und dekorativ in der Ecke sitzen wie im Zoo, sondern dass die selbstverständlich die Landschaft ihrem natürlichen Verhalten entsprechend massiv umgestalten und keine Rücksicht darauf nehmen, ob wir einen Baum als „Naturdenkmal“ bzw. „schützenswert“ ansehen oder ob ihre Tätigkeiten dazu führen, dass landwirtschaftliche Flächen oder Straßen überflutet werden. Ja, manche bezeichnen die Biber jetzt schon wieder als Plage und fordern, sie bejagen zu dürfen…