Mindestens elf Pottwale starben in den letzten Tagen an der Nordseeküste.
Zwei der größten bezahnten Lebewesen der Erde wurden am 8. Januar 2016 vor Wangerooge entdeckt. Es handelte sich um zwei Jungbullen mit einer Länge von 12 und 13 Metern.
Kurz darauf wurden drei weitere tote Pottwale an der Küste Schleswig-Holsteins gefunden. Schließlich wurden am 12. Januar 2016 fünf Tiere vor der niederländischen Insel Texel gemeldet. Als man sie entdeckte, lebten sie noch, doch inzwischen sind auch sie leider verendet. Ein toter Pottwal wurde in der Wesermündung gefunden.
Pottwale sind Tiefseetaucher
Im flachen Wattenmeer haben Pottwale keine Überlebenschance. Sie sind Tiefseetaucher, ihre Nahrung besteht zum größten Teil aus Tintenfischen. Doch warum gelangen sie in Flachwasser?
Michael Dähne vom Meeresmuseum in Stralsund zählt mehrere mögliche Ursachen auf:
* Es kann natürliche Ursachen haben.
* Es kann am Unterwasserlärm liegen.
* Solaraktivitäten können Wale zum Stranden bringen.
* Seismische Aktivitäten oder militärisches Sonar werden ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Offenbar sind die Pottwale auf ihrer Wanderung durch den Atlantik vom Weg abgekommen. Ihren akustischen Orientierungssinn können die Meeresriesen in Flachgewässern wie der Nordsee nur bedingt einsetzen. Geraten sie einmal in Flachwasser, werden sie von ihrem Körpergewicht erdrückt.
Zwei Jungbullen, die bei Helgoland gefunden wurden, sollen in der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht werden.
Vorsicht Explosionsgefahr!
Da sich im Bauch eines toten Pottwals Verwesungsgase bilden, besteht Explosionsgefahr. Daher verzögert sich der Abtransport der beiden auf Wangerooge gefundenen Meerssäuger noch.
Laut dem Wittmunder Walexperten Jan Herrmann ist es das bisher größte Walsterben vor den Küsten Deutschlands.
Auch in Indien Massenstrandung
Laut tierwelt.ch gab es auch in Indien eine Massenstrandung von Meeressäugern. Hier handelt es sich um ca. 80 Kurzflossen-Grindwale, die an verschiedenen Stränden auf einer Küstenlänge von 25 Kilometern nahe der Südspitze Indiens gefunden wurden. Mindestens die Hälfte von ihnen ist bereits verendet.
(Quellen: u.a. WWF, Augsburger Allgemeine und tierwelt.ch)
Lesetipps
* Ein-Uhr-Wal und Großstadt-Delfine
* Die Schallkanone der Pottwale
* Pottwale: Gleich und Gleich gesellt sich gern
Ich vergaß die Quellenangabe für Smeenk et al:
https://www.google.de/search?q=sperm+whale+strandings+north+sea&ie=utf-8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=Mk2XVrKyKIL6aPWqm6AJ
Die Pottwalstrandung ist leider ein natürlicher Vorgang.
Diese Strandungen von Bullen sind seit Beginn schriftlicher Aufzeichnungen dokumentiert.
Smeenk et al (1997) hatten diese Strandungen umfassend untersucht, die wahrscheinlichste Erklärung ist:
„[…] All sperm whales of which details are known have been males, ranging from about 12 to 18 m in size. Most strandings occur during the period November-February.
It seems likely that the majority of sperm whales enter the
North Sea during their southward migration. If the animals do not find their way out in time, they become weakened and many will die at sea or become stranded. The North Sea can be described as a sperm whale trap, and multiple strandings mainly occur in the southern part of the area, where the coastal configuration is characterized by vast expanses of sandbanks, mudflats and estuaries. […]“.
Die Sonnenflecken-Theorie ist (nach Aussagen von Astronomen) völliger Blödsinn. Ein seismischer Vorfall hätte auch andere Meerestiere tangieren müssen. LFAS-Sonar – Tätigkeiten dürfen wir hier wohl ausschließen – ein NATO-Manöver in der stark befahrenen Nordsee hätte auffallen müssen. Eine Mitwirkung der Ölindustrie kann ich nicht völlig ausschließen. Aber leider stranden um diese Jahreszeit recht regelmäßig Pottwale in der Nordsee. Schon lange, bevor es die Ölindustrie gab.
Also: Leider dürften hier natürliche Ursachen vorliegen.
Am 01.02.1996 habe ich an einer Pottwalstrandung auf Norderney mitgearbeitet. Was für ein ein trauriges Jubiläum.
Vielen Dank für deine Ausführungen und den Link, Bettina.
Die Meinungen über die Pottwal-Strandungen gehen sehr auseinander. Die einen Wal-Experten sagen, so viele Wale seien noch nie an Deutschlands Küste gestrandet. Die anderen begründen die hohe Zahl damit, dass es inzwischen wieder mehr Pottwale gibt und sie daher auch häufiger bei Strandungen entdeckt werden.