Meeresakrobaten, 29. Oktober 2016
Unabhängig von der Internationalen Walfang-Kommission (IWC), die bis gestern in Slowenien tagte, haben in Australien die 24 Mitgliedsstaaten des Übereinkommens über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CAMLR-Konvention) und die EU ein riesiges Meeresschutzgebiet in der Antarktis beschlossen.
Schutz bis 2052
Das Abkommen tritt im Dezember 2017 in Kraft und soll zunächst 35 Jahre lang gelten. Zu der zeitlichen Begrenzung kam es deshalb, weil ohne diese der Beschluss nicht gegen den Widerstand von Russland und China durchzusetzen gewesen wäre.
„Hier wird das gesündeste Ozeangebiet der Welt geschützt“, freut sich Mike Walker von der Antarctic Ocean Alliance. Der Kontinent selbst ist bereits geschütztes Gebiet, nicht aber große Teile der Meere rundum.
Kein kommerzieller Fischfang mehr
Der kommerzielle Fischfang wird in dem 1,55 Quadratkilometer großen Gebiet, das mehr als viermal so groß wie Deutschland ist, künftig verboten werden. Wie das riesige Schutzgebiet im Rossmeer allerdings überwacht werden soll, ist noch unklar und muss erst ausgearbeitet werden, sagt Andrew Wright, der die Zone beschlossen hat.
Die Antarktis ist internationales Gebiet, in dem viele Länder Forschungsstationen unterhalten. 1959 wurde im Antarktisvertrag festgelegt, dass der Kontinent nur zu friedlichen Zwecken genutzt werden darf.
Das Umwelt-Bundesamt schreibt zum Beschluss:
Das Rossmeer vor der Küste der Antarktis wird das weltweit größte Meeresschutzgebiet. Darauf haben sich die 24 Mitgliedsstaaten des Übereinkommens über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CAMLR-Konvention) und die EU am 28. Oktober 2016 nach jahrelangen zähen Verhandlungen geeinigt. Ein großer Erfolg für den Schutz der Antarktis – allerdings zunächst auf 35 Jahre begrenzt.
Durchbruch für die antarktische Tierwelt
In dem 1,55 Millionen Quadratkilometer großen Gebiet wird die Fischerei nun stark eingeschränkt. Das entlastet die empfindlichen antarktischen Ökosysteme und kommt unzähligen Fischen, Walen, Seevögeln und Pinguinen zugute.
Der Beschluss stärkt zudem den internationalen Schutzstatus der Antarktis. Die Einschränkung der Fischerei war auch der Grund für den jahrelangen Stillstand der Verhandlungen durch die Blockadehaltung der fischereiorientierten Nationen. Den Durchbruch brachten hochrangige Gespräche zwischen den USA und Russland.
Das UBA begrüßt die Einigung
Obwohl Kompromisse und eine zeitliche Begrenzung auf 35 Jahre eingegangen werden mussten, ist der Beschluss dennoch zu begrüßen. Er zeigt, dass es grundsätzlich möglich ist, im Konsens großflächige Meeresschutzgebiete im Rahmen einer Konvention auszuweisen, deren Mandat sowohl Schutzziele als auch Nutzungsziele wie die Fischerei umfasst.
Dies ist nicht nur ein wichtiges politisches Signal im CCAMLR-Kontext, sondern auch für die Verpflichtung des Nachhaltigkeitsgipfels von New York (2015), ein repräsentatives System von Meeresschutzgebieten weltweit zu schaffen, das 10 Prozent der Küsten- und Meeresgebiete umfasst. Nach dem 2009 unter Schutz gestellten South Orkney Islands-Schutzgebiet ist das Rossmeer nun das zweite Schutzgebiet, welches unter der CAMLR-Konvention eingerichtet wurde.
Die Rolle des UBA
Das Umweltbundesamt ist im Rahmen völkerrechtlicher Verträge für den Schutz der Antarktis zuständig und war an der Konzeption des Schutzgebietes beteiligt. Ebenso war eine Vertreterin des Amtes bei den Verhandlungen in Hobart (Tasmanien) vor Ort und hat diese mitgeführt.
(Quellen: Umwelt-Bundesamt, Friedberger Zeitung)
Sämtliche Fotos in diesem Beitrag stammen von Frank Blache, der fast schon die ganze Welt bereist hat. Weitere Fotos, die auf seinen Expeditionen in die Antarktis und die Arktis entstanden sind, findet ihr auf der Meeresakrobaten-Tochter-Seite Polargebiete.
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