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Der größte Delfin-Friedhof …


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Meeresakrobaten, 3. Januar 2017

… ist das Meer. Bis heute wurde die Zahl für in Industrienetzen umkommende Delfine nicht nach unten korrigiert.

Toter Delfin in Netz, LWL Münster
(Foto: Rüdiger Hengl)

Es handelt sich um mindestens 300.000 Delfine pro Jahr, die in Netzen verenden.

Damit kommen – laut WWF – durch Beifang mehr Waltiere pro Jahr ums Leben als zur Blütezeit des Walfangs im vergangenen Jahrhundert.

Delfine sterben also weiterhin auf unnatürliche Weise, obwohl sich in den letzten Jahren zu den großen Meeresschutzorganisationen auch etliche kleine Organisationen gesellt haben, die sich auf die Fahnen schreiben, Delfine schützen zu wollen.

Ablenkung durch geschickte Lenkung

Vom Überlebenskampf der Delfine in den Ozeanen lenken manche Organisationen geschickt ab und setzen ihren Schwerpunkt lieber auf medienwirksamere Themen wie die „Zoohaltung“. Der Zoo XYZ wäre der größte Delfin-Friedhof, wird da gerne mal fantasiert.

Die Verantwortlichen dieser Organisationen sind „leidenschaftliche“ Delfinariengegner und bringen ihre Anhänger mit Parolen wie „Frei ist nur das Meer“, „Delfine gehören in die Freiheit“, „Delfine erleiden in Delfinarien Qualen“ dazu, die Spendenkasse zu füllen. Das Geld kommt dann nicht etwa den wild lebenden Delfinen zugute in Form von Studien, welche die Gefahren der Meeressäuger reduzieren sollen, oder Hilfsaktionen für in Not geratene Tiere, sondern wird für Hetzkampagnen gegen Delfinarien ausgegeben.

Doch die Tiere in seriösen Einrichtungen sind die letzten, welche Hilfe nötig hätten. Sie genießen in ihrem Domizil eine Rundumbetreuung und werden medizinisch optimal versorgt.

Mit keinem Wort erwähnt wird bei den verbalen „Feldzügen“ gegen die Zoos, dass der Großteil der Delfine mittlerweile aus Nachzuchten stammt – sowie alle anderen Zootiere auch. Mit der heiß angepriesenen FREIHEIT würden Zootiere gar nichts anfangen können.

Es sieht so aus, also ob Delfinariengegner mithilfe von Hetzkampagnen im sozialen Netzwerk und/oder mit spektakulären und fantasievollen Pressemitteilungen ihren Spendern weismachen wollten, dass mit der Schließung von Delfinarien das Wohl der Delfine weltweit gesichert wäre.

Delfin-Beobachtung in Gibraltar
(Foto: Rüdiger Hengl)

Falscher Folgeschluss

Dass dieser Folgeschluss falsch ist, kann man an einem konstruierten Beispiel leicht erkennen: Hierzulande werden Hunde gehalten und diese Vierbeiner werden sehr geliebt. In manchen asiatischen Ländern dagegen werden sie getötet und gegessen.

Die Maßnahme, in Deutschland auf Hunde-Haltung zu verzichten, damit die Tiere in Taiwan, Korea oder anderswo nicht mehr getötet werden, würde genauso wenig greifen wie diejenige, die Delfin-Haltung in seriösen Einrichtungen mit dem Ziel einzustellen, dass in Zukunft keine wild lebenden Delfine mehr gejagt und geschlachtet werden oder als Beifang in Netzen umkommen.

Delfinariengegner machen auch keinen Unterschied zwischen Schwimmen-mit-Delfinen-Programmen in dubiosen Einrichtungen auf der einen Seite und Zoos, die ihre Hauptakzente in der Artenerhaltung, der Bildung und der wissenschaftlichen Forschung sehen, auf der anderen Seite.

Freilandbeobachtung gefährdet Delfine zunehmend

Delfinariengegner sehen in der Freilandbeoachtung eine Alternative zum Zoobesuch. Es wäre doch etwas ganz anderes, die Tiere in ihrem Lebensraum anzutreffen, statt sie in künstlichen Becken oder Meeresgehegen zu beobachten, wird behauptet und zusätzlich wird für sogenannte „Delfinpatenschaften“ geworben, die satte Spendengelder fließen lassen.

Doch es gibt Studien, die beweisen, dass die rasant wachsende Whale-Watching-Industrie den Delfinen im Meer schadet. Mehr dazu kann man im Artikel An Menschen gewöhnte Delfine leben besonders gefährlich erfahren.

Optimierte Delfinhaltung im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Rüdiger Hengl)

Dort heißt es u.a., dass man in Studien herausfand, dass sich bei erhöhter Konditionierung durch den Menschen die Gruppenstrukturen verändert hatten und die Tiere weniger fruchtbar waren. Auch wachsende Aggressivität bis hin zu schwindendem Jagdtrieb wurden beobachtet.

Delfine, die in Zoos (wohlgemerkt in seriösen Zoos) an Menschen gewöhnt sind, leben dagegen weitgehend stressfrei (siehe hierzu auch Meeresakrobaten-Artikel Zum Wohlbefinden von Zootieren).

Von Emotionen geleitete Delfin-Fans wollen von Fakten nichts wissen

Viele Menschen reagieren in der heutigen Zeit oft nur gefühlsmäßig und treffen Entscheidungen ausschließlich aus dem Bauch heraus. Sie sind der ideale „Kundenstamm“ für Wal- und Delfinschutz-Organisationen. (Die Bundeskanzlerin nennt unser Jahrhundert das postfaktische Zeitalter, in dem nicht mehr sachlich, sondern weitgehend emotional diskutiert wird.)

Den Tierfreunden wird dann vorgegaukelt, etwas für eine bessere Welt getan zu haben, wenn sie in den sozialen Netzwerken Menschen fertigmachen, die eine andere Einstellung zur Tierhaltung haben als sie selbst. Oder wenn sie für Aktionen spenden, die keinem einzigen wild lebenden Delfin nutzen, sondern nur seriösen Einrichtungen schaden.

Alle wollen Retter der (Tier)Welt sein

Klar – jeder möchte etwas dafür tun, dass die Welt ein kleines bisschen besser wird. Doch ohne Sinn und Verstand und mit pöbelnden Shitstorms lässt sich das nicht erreichen.

Delfine im Duisburger Zoo
(Foto: Rüdiger Hengl)

Derjenige, der gegen eine bestehende und nachweislich auf Optimierung zielende Einrichtung den „Dislike-Button“ drückt, zählt sich irrtümlich zu den Rettern der Tierwelt. Denn er will ja nichts anderes als FRIEDE und FREIHEIT FÜR DIE TIERE.

Doch was bedeuten Friede und Freiheit im 21. Jahrhundert? Wo finden Tiere in der heutigen Welt mit 7,4 Milliarden Menschen (seit 1960 hat sich die Bevölkerungszahl verdoppelt; Tendenz steigend) noch genügend Freiraum? Was würde mit Tieren passieren, die man aus einem Becken oder einem Gehege hinaus in die Umwelt setzt?

Bestimmt nicht das, was sich die vermeintlichen Tierschützer erhoffen und sich selbst vormachen. Die Tiere, die es zu schützen gilt, gehen nämlich früher oder später an Hunger oder Krankheiten ein, verenden in Industrienetzen, werden gejagt, werden aus ihrem Lebensraum gedrängt …

Lebensbedrohlicher Burnout

Jedem Tierfreund müsste klar sein, dass die ungebremste Ausbreitung des Menschen auf der Erde zerstörerische Folgen für die anderen Bewohner des Planeten hat.

Einer vom WWF durchgeführten Langzeitstudie zufolge ist die Zahl der Wirbeltiere auf der Erde seit 1970 um fast 60 Prozent zurückgegangen (Quelle: Living Planet Report des WWF).

„Die Menschheit treibt die Erde in einen lebensbedrohlichen Burnout“, wird Christoph Heinrich von WWF Deutschland in der Augsburger Allgemeinen vom 28. Oktober 2016 zitiert.

Gute Vorsätze fürs neue Jahr

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, heißt es so schön. Deshalb ist der Beginn eines neuen Jahres für viele der richtige Zeitpunkt, etwas in ihrem Leben zu ändern.

Das ist an sich nicht schlecht, doch sollte dabei nie aus den Augen verloren werden, WAS man WIE und zum Nutzen von WEM ändern möchte.

Am besten, man fängt bei der eigenen Meinungsbildung an und lässt im neuen Jahr neben Emotionen vermehrt den gesunden Menschenverstand sowie bewiesene Fakten „zu Wort kommen“ …

Lesetipp zum Thema

Ist das Delfinarium in Duisburg Europas größter Delfinfriedhof?

7 Kommentare

  1. Die Frage habe ich mir auch schon gestellt: Warum wird so viel über die Haltungsbedingungen von rund zwei Dutzend Delfinen in Deutschland diskutiert, während hunderttausende Delfine jährlich im Meer ihr Leben lassen müssen, weil Fischernetze verloren gehen oder noch schlimmer: nicht ordnungsgemäß entsorgt werden?

    Ich denke, das hat einerseits etwas mit selektiver Wahrnehmung und andererseits mit der „Individualisierung“ und der Berichterstattung zu tun. Deshalb gewichtet man die Quantität falsch.

    Das ist in anderen Bereichen ja auch so:
    Nach dem schrecklichen Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt mit 16 Toten haben viele Leute Angst, auf Großveranstaltungen zu gehen. Ja, manche Typen aus der rechten Ecke fordern sogar, deswegen alle Flüchtlinge „nach Hause zu schicken“.
    Gleichzeitig tauchte als Randbemerkung in den Zeitungen folgende Meldung auf: die Zahl der Verkehrsunfälle ist zurück gegangen und dieses Jahr wären „nur“ 3.300 Verkehrstote zu beklagen gewesen.
    Obwohl diese Zahl der Verkehrstoten also um mehr als den Faktor 200 höher ist, kenne ich keinen, der sich deswegen jetzt nicht mehr ins Auto traut oder gar aufgrund der Unfälle den KFZ-Verkehr in Deutschland ganz verbieten möchte…

    Mit „Moby“, „Sunny“, „Nami“ & Co können wir uns identifizieren, während die Millionen Delfine im Meer „anonym“ sind und vielen Leuten deren Schicksal weitaus gleichgültiger ist.
    Doch gerade dies ist ja auch die Chance, dass unsere „Botschafterdelfine“ die Herzen der Menschen erobern, um Leute dazu zu bringen, zumindest ein wenig umzudenken. Jede eingesparte Plastiktüte hilft ein klein wenig, etwas weniger häufig Fisch (und wenn, dann aus nachhaltiger, schonender Fischerei) trägt mehr zum Schutz der Wale und Delfine bei als blinder Aktionismus, der vielleicht gut gemeint aber eben leider oft auch aus Unkenntnis schlecht gemacht ist und im schlimmsten Fall mehr schadet als hilft.

    Ich halte auch nichts davon, gut geführte Delfinarien zu boykottieren, denn die Eintrittsgelder tragen ja auch mit dazu bei, die Haltung und die Versorgung der Tiere zu verbessern, indem man bessere Becken baut und durch Forschung Erkenntnisse gewinnt, die auch den Delfiinen „draußen“ im Meer zu Gute kommen können.

    Davon abgesehen gibt es in Nürnberg ja nicht nur Tümmler, sondern rund 299 andere Tierarten, die von den Eintrittsgeldern profitieren. Für seltene Tiere sind Tiergärten oft der letzte Rückzugsort und die letzte Chance, durch internationale Zuchtprogramme die Art zu erhalten. Boykottiert man solche Einrichtungen, trägt man also unter Umständen dazu bei, dass bedrohte Arten schneller aussterben, wenn diese Zoos aus Geldmangel schließen müssten. Ich kenne jetzt die genauen Zahlen nicht, aber ich schätze mal, dass die meisten Tiergärten Zuschussbetriebe sind bzw. froh sein müssen, wenn sie keine Verluste machen. Ohne Spenden und viel ehrenamtliches Engagement ginge da gar nichts. Ich finde es immer bewundernswert, wie die Tierpfleger oft 7 Tage die Woche fast rund um die Uhr für die Tiere da sind. und Sonderschichten schieben, um z.B. ein kleines Delfinkälbchen aufzupäppeln

    geschrieben von Oliver
    1. Vielen Dank für deinen tollen Kommentar, Oliver!
      Zum Stichwort Zuschussbetriebe hat der Biologe Prof. Dr. Jürg Meier in seinem Buch „Handbuch Zoo“ geschrieben: „Alle Zoos – und seien sie noch so wohlhabend – haben mehr Aufgaben zu bewältigen, als Geld zur Verfügung steht.“ Ohne Spenden und viel ehrenamtliches Engagement – wie du schreibst – ginge es manchen Tiergärten finanziell tatsächlich recht schlecht.

      geschrieben von Susanne
      1. Eine Tatsache, die das vorgebliche Argument, mit Tieren nur Profit zu machen, ad absurdum führt.

        geschrieben von Dani
  2. Vielen Dank an „zoos medien-echo“ für das Teilen meines Beitrags!
    http://zoos.media/category/medien-echo/

    geschrieben von Susanne
  3. Wobei ich allerdings NICHT denke, dass Delphinhaltungsgegner tatsächlich glauben, mit der Schließung von Delphinarien für die Tierart insgesamt oder die Tiere in der Wildbahn etwas zu tun. Es geht tatsächlich um die jeweils in Haltung befindlichen Individuen, denen aus ihrer (vermeintlich) unzumutbaren Lebensbedingungen geholfen werden muss.
    Vielmehr gelingt es den entsprechenden Organisationen anscheinend, vorzutäuschen, ihr Engagement würde dem Artenschutz dienen, obwohl es tatsächlich auf eine ganz bestimmte Ideologie ausgerichtet ist, die ich hier ja nicht näher zu beschreiben brauche.
    Anhängern derselben sind sich gleichwohl bewusst, dass ihr Engagement auf die globale Gesamtsituation wenig Einfluss nimmt, oder zumindest keinen direkt erkennbaren, und damit kein unmittelbares Erfolgserlebnis, es fehlt das Gefühl etwas bewirkt, etwas getan zu haben für das persönliche Anliegen Delphinschutz.
    Die Schließung eines Delphinariums als vermeintlicher, aber weithin sichtbarere Erfolg kann diese Wirkung sicherlich eher hervorrufen, selbst wenn sie garnicht auf das eigene Engagement zurückzuführen ist, und selbst wenn dieser Erfolg für die Tiere keine Verbesserung im gewünschten Sinne bedeutet, denn erfolgreich ausgewildert wurde bisher kein einziges Tier aus einer geschlossenen europäischen Anlage.
    Wie um so frustrierender muss es für diese Leute sein, wenn selbst dieser Erfolg sich nicht einstellen will, weil einfach keines angestrengten Mittel greift.

    geschrieben von Dani
    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Dani!
      Ich glaube im Gegensatz zu dir, dass viele Delfinariengegner der Meinung sind, wenn sie kein Delfinarium mehr besuchen würden, dann wäre den Delfinen im Meer geholfen. Man sieht das u.a. daran, dass die Parole von Ric O’Barry (ehemaliger Flipper-Trainer) „Don’t buy a ticket!“ Wirkung zeigt, indem sie zigmal kopiert und verbreitet wird. Mit dieser Parole gekoppelt sind stets Bilder vom Delfinfang in Taiji. Doch die Tatsache, dass in Taiji Delfine verschiedener Arten getötet und einige wenige für asiatische Einrichtungen am Leben gelassen und verkauft werden, hat jedoch absolut nichts mit den deutschen und den dem europäischen Zuchtprogramm angeschlossenen zoologischen Einrichtungen zu tun, wie du ja selber weißt. Doch das wird bei den entsprechenden Organisationen nicht kommuniziert.

      geschrieben von Susanne
      1. In den Punkten stimme ich dir in jeder Hinsicht zu. Hier reden wir aber, denke, selbst unter den Delphinariengegnern über eine realitätsentfremdeten Teil, für den blanke Tatsachen wie die Herkunft der gehaltenen Tiere nicht die geringste Rolle spielen. („Komm mir nicht mit Tatsachen, meine Meinung steht fest.) Soweit ich diese Leute bisher kennengelernt habe, bewirkt ihre Faktenresitenz und die leichte Wiederlegbarkeit offenkundiger Falschinformationen in Diskussionen einen Gesprächsduktus, der sie für jeden Teilnehmer oder Beobachter unglaubwürdig macht.

        Anders schätze ich jene ein, die die westliche Delphinhaltung für die Entwicklungen im fernen Osten verantwortlichen machen, wohl wissend, dass selbige daran nicht beteiligt ist. Auch solche Aussagen sind mir schon begegnet.
        Dahinter stehende dann eher scheinlogische gedankliche Konstrukt (ob zutreffend sei dahingestellt): Das „schlechte“ Vorbild der westlichen Länder motiviert die östlichen dazu, mit Delphinarien Geld verdienen zu wollen und sich ihre Bestände aus der Wildbahn zu holen. Gibt man hierzulande die Delphinhaltung auf, erkennen die Asiaten ihre Fehler, fangen und halten keine Delphine mehr und die Welt ist in Ordnung. Der Weg dazu, da die Betreiber ja uneinsichtig sind und man die Asiatsichen nicht direkt erreichen kann (stich wort schnelles Erfolgsgefühl), kann nur über den Boykott westlicher Einrichtungen führen.
        In diesem Zusammenhang hast du natürlich auch recht, dass bestimmte Informationen ausgelassen werden, lässt solche Kontrukte glaubwürdiger wirken.

        Vorbildfunktion und Motivation hinter dem asiatischen Delphinarienboom mag sogar zutreffen. Nur, ich denke, ob hier gegen Delphinhaltung protestiert wird, ein Delphinarium zumacht, man aus den USA zum Boykott innerasiatischer Fluggesellschaften aufruft oder in China ein Sack Reis umfällt, da interessiert die Chinesen der Sack Reis mehr.

        geschrieben von Dani

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