Laut Pressemitteilung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ist der Bestand der drei Arten Schweinswal, Weißschnauzendelfin und Zwergwal im europäischen Atlantik stabil.
Für das Projekt „SCANS-III – Verbreitung und Populationsgröße von Walen im europäischen Atlantik“ zählte eine internationale Forschergruppe im Sommer 2016 Wale, Delfine und Schweinswale im europäischen Atlantik, um eine Aussage über die Größe der Populationen und die Verbreitung der Tiere treffen zu können. Insgesamt ermittelten sie etwa 1,5 Millionen Tiere.
Für SCANS-III arbeiteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der folgenden an den europäischen Atlantik angrenzenden Länder zusammen: Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden und Deutschland.
Flugzählungen
Das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) beteiligte sich an dem Projekt mit der Koordination, Durchführung und Datenanalyse der Flugzählungen. Die Koordination des Gesamtprojekts lag bei Professor Philipp Hammond und Claire Lacey der University of St Andrews in Schottland. Das Bundesamt für Naturschutz finanzierte den deutschen Anteil von SCANS-III.
Drei Schiffe und sieben Flugzeuge im Einsatz
Das 1,8 Millionen Quadratkilometer große Untersuchungsgebiet von SCANS-III erstreckt sich von der Straße von Gibraltar bis zum südlichen Vestfjord in Norwegen. Die Forscher waren für das Projekt mit drei Schiffen und sieben Flugzeugen im Einsatz.
Sie suchten 60.000 Kilometer zuvor festgelegte Routen nach Walen ab. Dabei beobachteten sie tausende Walgruppen, die zu 19 verschiedenen Arten gehörten. Anhand dieser repräsentativen Stichprobe errechneten die Forscher die Zahl der Tiere.
Häufig vorkommende Arten
Nach erfolgreicher Datenanalyse wurden die folgenden Populationsgrößen geschätzt: Die am häufigsten vorkommenden Arten im europäischen Atlantik waren
- Schweinswale (467.000 Tiere),
- Gewöhnliche Delfine (468.000) und
- Streifendelfine (372.000).
- Hinzukommen 158.000 weitere Tieren, die nicht sicher zugeordnet werden konnten und als „entweder Gewöhnliche Delfine oder Streifendelfine“ identifiziert wurden.
- Außerdem ermittelten die Forscher 28.000 Große Tümmler, 36.000 Weißschnauzendelfine und 16.000 Weißseitendelfine.
Tieftauchende Arten
Die Erfassung tieftauchender Arten, die sich vor allem von Tintenfisch in Offshore-Gebieten ernähren, ergab 26.000 Pilotwale, 14.000 Pottwale und 11.000 Tiere verschiedener Schnabelwalarten. Für die Gruppe der Bartenwale, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtern, wurden 15.000 Zwergwale und 18.000 Finnwale ermittelt.
Dritte Erhebung seit 1994
SCANS-III war die dritte Erhebung einer Serie, die 1994 (SCANS) begann und 2005 (SCANS-II) weitergeführt wurde. Ein statistischer Vergleich der drei Erhebungen zeigte, dass die Bestände der drei Arten Schweinswal, Weißschnauzendelfin und Zwergwal seit 1994, also über einen Untersuchungszeitraum von 22 Jahren, stabil sind.
Die Ergebnisse aus SCANS-II im Jahr 2005 ergaben eine Verschiebung des Verbreitungsschwerpunktes des Schweinswals vom Nordwesten in die südliche Nordsee. Die aktuellen Erhebungen bestätigten diese Beobachtungen.
Die Ergebnisse der Zählungen werden im Quality Status Report der OSPAR-Kommission, die sich für den Schutz der Nordsee und des Nordatlantiks einsetzt, und für die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) genutzt. Zudem ermöglichen es die Ergebnisse, Beifänge sowie weitere anthropogene Einflüsse auf Walpopulationen in ein internationales Verhältnis zu stellen und die Anforderungen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union und des Abkommens „Agreement on the Conservation of Small Cetaceans in the Baltic, Northeast Atlantic, Irish and North Seas (ASCOBANS)“ zu erfüllen.
(Quelle: TiHo)