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Fortpflanzungsverbot für Delfine


Frankreichs Umweltschutzministerin Ségolène Royal hat kurz vor der Präsidentschaftswahl ein Gesetz auf den Weg gebracht, das langfristig die Delfinhaltung in Frankreich beenden soll. Kurzfristig bedeutet dies einen sofortigen Fortpflanzungsstopp bei den Großen Tümmlern und Orcas.

Marineland 2008
(Foto: Susanne Gugeler)

Der europäische Zooverband EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) hat am 15. Mai 2017 eine Stellungnahme zum Delfinhaltungsverbot in Frankreich veröffentlicht.

Ich habe einige Passagen aus der EAZA-Stellungnahme übersetzt. Im Anschluss gibt es noch ein persönliches Schlusswort.

Delfinarien beteiligen sich am europäischen Zuchtprogramm

Die 30 Delfine, die von einem Fortpflanzungsstopp (Anmerkung MEERESAKROBATEN: was eine konsequente Geschlechtertrennung oder eine lebenslange Gabe von Verhütungsmitteln bedeuten würde) betroffen sind, leben im Freizeit- und Vergnügungspark Parc Asterix bei Paris , im Planète Sauvage in Port-Saint-Père und im Marineland in Antibes. Alle drei Einrichtungen haben sich dem EEP (Europäischen Erhaltungszuchtprogramm) angeschlossen.

Die EAZA, ihre 400 Mitglieder in Europa und dem Nahen Osten sowie zahlreiche wissenschaftliche Experten sind äußerst besorgt über das französische Verbot der Haltung und Zucht von Großen Tümmlern, Orcas und anderen Walen. Die Verordnung richte sich gegen den Tierschutz. gibt der Zooverband zu bedenken.

Sechs Diskussionspunkte

Die EAZA würde den Dialog mit der französischen Regierung begrüßen, um die Sichtweise der europäischen Zoos und Aquarien darzulegen. Es geht vor allem um folgende sechs Punkte:

  • 1. Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für das Verbot der Haltung und Zucht von Großen Tümmlern oder anderer Arten, die in Zoos – einschließlich marinen Parks – gehalten werden. Die Diskussionen über das Wohl der Tiere werden oft recht emotional geführt. Einige Tierrechtsaktivisten berichten irreführend. Ihre Behauptungen basieren auf schlechter Forschung mit fehlerhaften Ergebnissen.
  • 2. Die französische Gesetzgebung ist nicht mit den Zielen des EEP, der die erfolgreiche Zucht von Großen Tümmlern verwaltet, vereinbar. Die Population in den französischen Delfinarien ist nachhaltig. Sie kommt ohne weitere Wildfänge aus. Durch die Zucht der Delfine ist ein genetischer Austausch unter den Delfine haltenden Einrichtungen gewährleistet. Dieser Austausch ist entscheidend, um eine gesunde Population zu erhalten.
  • 3. Die Reproduktion von Großen Tümmlern ist in den letzten beiden Jahrzehnten immer erfolgreicher geworden. Zwei Drittel der in der EEP geführten Delfine sind in menschlicher Obhut geboren worden. Delfine in Zoos erreichen mittlerweile ein Alter von bis zu 50 Jahren (Anmerkung MEERESAKROBATEN: „… und darüber hinaus. Moby aus dem Nürnberger Tiergarten ist schon fast 60 Jahre alt).
  • 4. Die Aufzucht von Nachkommen ist für das Wohlergehen von Delfinen sehr wichtig. Adulte Tiere profitieren von der Anwesenheit junger und neugeborener Artgenossen. Diese prägen das soziale Muster in der Gruppe und bereichern diese durch unerwartete Herausforderungen.
  • 5. Die Erfahrungen, die in delfinhaltenden Einrichtungen mit den Tieren gemacht werden, kommen wild lebenden Artgenossen zugute. So kann gestrandeten Tieren ganz gezielt und schnell geholfen werden. Man denke zum Beispiel auch an den vom Aussterben bedrohten Vaquita, der in Zukunft in einer geschützten Bucht gehalten werden soll. Hier ist das Know-how der Delfinarien gefragt.
  • 6. Delfine und andere Tiere, die in Zoos gehalten werden, tragen dazu bei, dass sich Menschen mehr für die Natur interessieren. Die Öffentlichkeit wird in diesen Einrichtungen über die Meeresumwelt aufgeklärt und zum Einsatz für ihre Mitgeschöpfe aufgefordert.

Diese sechs Punkte zeigen deutlich, dass das französische Verbot, Delfine zu halten und zu züchten, sich deutlich gegen das Mandat der Zoos und marinen Parks richtet (siehe hier die EU-Zoo-Richtlinie 1999/22/EG des Rates).

Fazit

Das französische Verbot, Delfine, Orcas und andere Wale zu züchten, muss mit Blick auf den Tierschutz und die Arterhaltung wieder aufgehoben werden.

Die EAZA ist eine gemeinnützige Organisation, die es sich zusammen mit ihren Mitgliedern zum Ziel gesetzt hat, in den Zoos und Aquarien Bildung, Forschung und Arterhaltung zu betreiben.
(Quelle: EAZA)

Meine Meinung

Falls der Beschluss von Frau Royal nicht doch noch gekippt wird, bedeutet er für die Delfine in Frankreich ein „Lebenslang“ ohne Partner und Familie.

Ich kann mir kein Urteil darüber erlauben, ob es den Großen Tümmlern im Parc Asterix oder im Planète Sauvage gut geht. Beide Einrichtungen habe ich noch nicht besucht. Im Marineland in Antibes war ich jedoch schon ein paarmal. Zuletzt im Jahr 2008. Meine Eindrücke findet ihr unter Pro und contra Marineland.

Das Marineland ist Mitglied der EAZA. Die beiden anderen Einrichtungen meines Wissens nicht.

Während in asiatischen Ländern die Delfinhaltung geradezu boomt, sehen viele Menschen in den USA und in Europa die Delfinhaltung in Vergnügungsparks als kritisch an. Ich übrigens auch. Rein kommerziell betriebene Delfinarien darf es in Zukunft nicht mehr geben. Einrichtungen, die unter wissenschaftlicher Leitung stehen und sich den Grundsätzen für Ethik und Tierschutz des Weltzooverbands (WAZA = World Association of Zoos and Aquariums) anschließen, dagegen schon.

Die natürlichen Lebensräume der Tiere werden dadurch, dass sich die Menschen immer weiter ausbreiten, massiv zerstört. Zoos und Marine-Parks bieten hier einen wichtigen Gegenpol der Arterhaltung und Aufklärung.

Lesetipp

Verbietet Frankreich die Delfinhaltung?

2 Kommentare

  1. „Lebenslang“ ohne Partner, warum denn das? Die Weibchen sollten doch Hormone bekommen, damit das Zusammenlebenmit den Männchen nicht beeinträchtigt wird.

    geschrieben von Gierer Robert
    1. Lieber Robert Gierer,

      Sie haben sicher Recht, das wäre eine bessere Alternative, leider gibt es diese nicht. Alle Hormongaben funktionieren bei Delfinen nur kurzfristig und sie sind auch nicht sehr zuverlässig (höchstens 50%). Der Effekt der Hormongaben schwächt sich nach einiger Zeit ab und höhere Dosen kommen mit großen Nebenwirkungen für die Gesundheit einher (Tumorrisiken).

      Insofern ist die Trennung der Geschlechter die einzige sichere Alternative, aber gleichzeitig eben auch sehr tierverachtend.

      geschrieben von Benjamin

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