Wenn ein Delfin kurz nach seiner Geburt stirbt, wird sofort der Ruf laut, alle Delfinarien zu schließen.
Man konnte diesen Ruf auch vernehmen, als am 17. September ein acht Tage altes Delfin-Baby im Duisburger Zoo ganz unerwartet verstorben ist.
Die Natur hat ihre eigenen Gesetze
Extreme Delfinariengegner bringen den Tod eines Tieres automatisch mit einer nicht artgerechten Haltung oder gar Tierquälerei in Verbindung, ohne ein entsprechendes Fachwissen vorweisen zu können. Da ist es dann ganz egal, welche Schicksale sich im offenen Meer abspielen und dass es dort unzählige Todesfälle unter neugeborenen Delfinen gibt. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze.
Viele Hundewelpen sterben
Wie man in einer Abhandlung der FU Berlin lesen kann, sind Neugeborenenverluste auch in der Hundewelt beträchtlich. Sie schwanken zwischen 20 und 30 Prozent. Bei manchen Würfen schnellen sie bis zu 80 und 100 Prozent hoch.
Wohlgemerkt, hier handelt es sich um Tiere, deren Haltung in menschlicher Obhut bereits vor vielen Tausend Jahren begann. Im Lauf der Zeit hat man eine Menge über Hunde und deren Haltung gelernt, doch das bedeutet nicht, dass Todesfälle unter neugeborenen Tieren nicht (mehr) vorkommen.
Die Delfinhaltung dagegen ist noch relativ jung und es gibt nach wie vor viele Rätsel im Verhalten und in der Anatomie der Großen Tümmler zu erforschen. U.a. die hohe Neugeborenensterblichkeit …
Berechtigte Kritik führt weiter, Pauschalurteile nicht
Die Delfinhaltung steht bereits seit Jahrzehnten im Fokus des kritischen Betrachters. Die Meeressäuger gehören nun mal zu den beliebtesten Tieren und entsprechend massiv ist die (plausible) Forderung, dass es ihnen gut geht.
Berechtigte Kritik ist auch angebracht und förderlich, um die Delfinhaltung immer weiter zu optimieren.
Eine Pauschalverurteilung der Delfinarien bzw. Angriffe gegen deren Mitarbeiter verletzen jedoch die Menschen zutiefst, die eine 24-Stunden-Rundum-Betreuung von Mutter und Kalb gestemmt haben und nun den Verlust des Neugeborenen verarbeiten müssen.
Vielen Dank für deinen Kommentar, Norbert! Dass die Nachzucht in den europäischen Delfinarien immer besser klappt, sieht man auch daran, dass allein in Duisburg in den vergangenen zehn Jahren sieben Jungtiere die kritischen ersten Wochen überlebt haben.
Die Neugeborenensterblichkeit ist bei Delfinen in freier Wildbahn weit über 50%, in (westlichen) Delfinarien inzwischen unter 35%. Da gibt es eigentlich nichts zu meckern; höchstens kann man den Aufwand infrage stellen, der in den ersten 4 Wochen bei neugeborenen Delfinen betrieben wird.
Wenn man auf den EAAM-Symposien die Vorträge hört, wie auch weitgehend aussichtslose Fälle oftmals noch durchgebracht werden, und welches (auch emotionale) Engagement dahinter steckt, kann man die immer gleichen Vorwürfe sogenannter „Tierschützer“ irgendwann nicht mehr ernst nehmen.
Die in den Delfinarien lebenden Delfine sind domestizierte Tiere, die weder in freier Wildbahn leben wollen, noch können. Die zahlreichen gescheiterten Auwilderungsversuche sprechen da eine eindeutige Sprache.