Die Östlichen Glattschweinswale sind eine ganz besondere Spezies. Denn ihnen war es möglich, im Lauf der Evolution, ihre Organe auf ein Leben im Süßwasser umzustellen.
Der Glattscheinswal lebt im Jangtse und ist dort durch die zunehmende Verschmutzung stark gefährdet. Es gibt vielleicht noch 1.000 Tiere. Ein Verwandter von ihm – der Baiji (Lipotes vexillifer), der auch Chinesischer Flussdelfin genannt wird – gilt bereits als ausgestorben.
Ursprünglich lebten alle kleinen Zahnwale im Chinesischen Meer, also im Salzwasser.
Wie kam der Glattschweinswal in den Fluss?
In einem chinesischen Forschungsprojekt wurde das Erbgut von 49 Glattschweinswalen aus dem Jangtse analysiert. Es wurden die Gene unter die Lupe genommen, die sich von den Artgenossen im Salzwasser unterscheiden.
Fazit: Es gibt drei Gruppen von Glattschweinswalen: Vor der Küste leben zwei getrennte Arten nebeneinander – der Glattschweinswal (Neophocaena phocaenoides) und der Östliche Glattschweinswal (Neophocaena asiaeorientalis) – und dann gibt es noch den Jangtse-Tümmler. Dieser sieht zwar aus wie der Östliche Glattschweinswal, aber er unterscheidet sich genetisch deutlich von seinen Artgenossen.
Die Eiszeit trennte die Zahnwale
Es wird vermutet, dass die in der Eiszeit aufgetretenen Schwankungen des Meeresspiegels die Süßwasserdelfine von ihren Artgenossen im Meer separiert haben könnten.
Besonders viele Gene, die bei der Entwicklung der Nieren eine Rolle spielen, sind bei der Süßwasser- und der Salzwasservariante unterschiedlich.
Die Tümmler im Jangtse behalten Salz im Körper. Sie haben mehr Harnstoff im Blut und scheiden weniger davon im Urin aus als die im Meer lebenden Verwandten. So wird der niedrige Salzgehalt des Frischwassers offenbar ausgeglichen.
(Quellen: Population genomics of finless porpoises reveal an incipient cetacean species adapted to freshwater und Genetik: Anpassung von Salz- auf Süßwasser)
Es gibt einige Delfin- und Walarten, die mit Süßwasser klarkommen: Neben dem Weißwal (Beluga) und dem (zwar sehr ähnlich aussehenden aber nicht näher verwandten) Iriwadi-Delfin natürlich sämtliche Flussdelfine und einige in Flussmündungen beheimatete Arten.
Entwicklungsgeschichtlich ist die süßwasser-taugliche Variante die ältere und ursrpüngliche; erst die Umstellung auf ein dauerhaftes Leben in Meerwasser war der evolutionär schwierige Schritt.
Die Ur-Vorfahren der Wale hatten wohl einen normalen, an die Verfügbarkeit von Süßwasser angepassten Wasserhaushalt; erst daraus hat sich die Salzwassertaugliche Variante entwickelt, die mit extrem wassersparenden Nieren (vergleichbar Kamelen) und anderen Besonderheiten (Schleimschicht auf den Augen, osmotisch gesperrte Epidermis usw.) ausgestattet waren.
Von daher war die Rückentwicklung zu süßwassertauglichen Cetaceen biologisch relativ einfach.
Bei entsprechenden Zuchtbemühungen wäre es vermutlich auch nicht allzu schwer, eine Süßwasser-Variante des karibischen Großen Tümmlers zu zuüchten – ungeachtet der Tatsache, dass es dafür keinen vernünftigen Grund gibt (und dementsprechend auch keinerlei Ansätze in diese Richtung).
Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag, Norbert!