Tiere reagieren ganz unterschiedlich auf den Tod von Artgenossen.
Von einigen Wal- und Delfinarten weiß man, dass sie sich um tote oder sterbende Individuen kümmern oder zumindest Interesse an einem Kadaver zeigen. Darüber haben die MEERESAKROBATEN schon mehrfach berichtet.
Delfine trauern eher als Bartenwale
Giovanni Bearzi und andere Wissenschaftler analysierten zwischen 1970 und 2016 78 Datensätze, an denen 20 der 88 noch existierenden Walarten beteiligt waren. Dabei kam heraus, dass Zahnwale (vor allem Große Tümmler) viel stärker auf tote Artgenossen reagieren als Bartenwale.
Von Delfinen wissen wir, dass sie ein „soziales Gehirn“ haben, das heißt, sie kümmern sich ausdauernd um ihren Nachwuchs und Mitglieder der Gruppe. Schon oft konnte beobachtet werden, dass Mütter ihre toten Babys betrauerten. Dies weist auf eine starke Mutter-Kind-Beziehung hin.
Männliche Delfine haben sexuelles Interesse
Bei den männlichen Delfinen hat man vor allem ein sexuelles Interesses an toten Artgenossen festgestellt. Es wurde aber auch beobachtet, dass sie ein totes Kalb in Anwesenheit weiblicher Tiere trugen.
Da ein unbelebtes Individuum potenziell rettbar ist, können Reaktionen auf tote Artgenossen – insbesondere durch weibliche Tiere – zumindest teilweise durch Versuche zur Wiederbelebung und zum Schutz erklärt werden.
In einigen Fällen folgen solchen Reaktionen scheinbar unangemessene Verhaltensweisen, wie das langfristige Tragen eines Kadavers. Ähnliche Beobachtungen wurden auch bei landlebenden Säugetieren gemacht.
Verhalten ähnelt der menschlichen Trauer
Ob das Verhalten der weiblichen Delfine bedeutet, dass sie den Tod eines Sprösslings oder Gefährten nicht akzeptieren, konnte bisher nicht wissenschaftlich bewiesen werden. Bearzi sieht lediglich Ähnlichkeiten zur menschlichen Trauer. Die beobachteten Aktionen könnten aber auch eine versuchte Rettung sein, gibt er zu bedenken.
Wünschenswert wäre, dass man Proben aus dem Blasloch einer Delfin-Mutter, die ihr totes Baby trägt, erhält. So könnte man feststellen, ob das Tier ähnliche Stresshormone produziert wie trauernde Affen oder andere Lebewesen. Außerdem müssten Hydrophone die Laute der Tiere aufnehmen, damit diese analysiert und auf abweichende Töne zum Normalverhalten der Delfine hin untersucht werden können.
Trauernder Streifendelfin
In Griechenland gelang einer Forschergruppe eine Filmaufnahme von einem Streifendelfin, der lange einen toten Artgenossen umrundete und versuchte, den Kadaver zu drehen. Ob es sich dabei um Trauer gehalten hat, kann man nur interpretieren.
(Quellen: Whale and dolphin behavioural responses to dead conspecifics und Study Suggests Dolphins and Some Whales Grieve Their Dead)