Im Norden Korsikas sind vor ein paar Tagen nach einem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe offenbar 600 Tonnen Schiffstreibstoff ins Mittelmeer ausgelaufen. Es hat sich ein 20 Kilometer langer Ölteppich von 300 bis 400 Metern Breite gebildet.
Beteiligt an dem Unfall waren ein tunesischer Frachter und ein zyprisches Containerschiff. Die Kollision ereignete sich rund 28 Kilometer nordwestlich von Korsika – mitten in einem internationalen Meeresschutzgebiet für Wale und Delfine.
Acht Wal- und Delfinarten kommen im Pelagos-Schutzgebiet vor, darunter Finnwale, Pottwale, Cuvier-Schnabelwale, Langflossen-Grindwale und mehrere Delfinarten.
Autobahn für Schiffe
Der WWF äußert sich folgendermaßen zu diesem Unglück: „Mit dem Unfall haben sich unsere Befürchtungen bewahrheitet: Im einzigen Walschutzgebiets des Mittelmeers besteht Schutz nur auf dem Papier. Obwohl Wale und Delfine in diesem artenreichen Teil des Mittelmeeres eigentlich einen Rückzugsort finden sollen, gleicht es einer Autobahn für Schiffe. Ein Drittel des gesamten Schiffsverkehrs im Mittelmeer passiert das Walschutzgebiet. Der hochintensive Schiffsverkehr durch Frachter und Fährlinien ist eine ständige Bedrohung für Meeressäuger.
Jedes Jahr sterben hier größere Wale nach Kollisionen mit Schiffen. Jetzt hat sich trotz bester Sicht ein Zusammenstoß zweier Schiffe ereignet. Die Behörden müssen alles daran setzen das Öl einzudämmen und abzupumpen.
Der ausgetretene Treibstoff kann der empfindlichen Haut der Wale schaden, wenn sie inmitten des Öls auftauchen müssen. Mit Plankton, das direkt im verschmutzen Wasser treibt, wird auch die Hauptnahrungsquelle für Bartenwale wie Finnwale belastet.
Vor allem müssen die Behörden endlich dafür sorgen, dass das Schutzgebiet fast 20 Jahre nach Gründung seinen Zweck erfüllt und Wale vor Gefahren des Schiffsverkehrs, Verschmutzung und Lärm schützt. Dafür muss ein Anti-Kollisionssystem für alle Schiffe eingeführt werden.
Schutzgebiete sollen ein Zufluchtsort für Nahrungsaufnahme, Rast und Fortpflanzung sein. Wenn der menschliche Druck im Schutzgebiet genauso hoch ist wie außerhalb, können Wale nirgends ausweichen.“
Das Pelagos-Meeresschutzgebiet
Es ist mit seinen 87.500 Quadratkilometern das größte Meeresschutzgebiet im Mittelmeer. Die Region ist sehr artenreich: 4 bis 18 Prozent aller marinen Arten weltweit kommen in diesem Meeresgebiet vor. Pro Jahr werden allein 200.000 Bewegungen von Handelsschiffen im Schutzgebiet verzeichnet, hinzu kommen viele Fähren und Jachten.
(Quellen: WWF und focus.de)
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