Themen: ,

MEERteiler über Delfine (4)


Im Oktober ging auf dieser Website ein MEERteiler über Delfine an den Start. Wie es dazu kam, erfahrt ihr hier.

Nürnberger Delfin-Lagune
(Foto: Oliver Schmid)

In Teil 1 hat Oliver Schmid den Delfin-Experten Benjamin Schulz zur Partnerwahl bei den Delfinen befragt, im zweiten Teil ging es um das rabiate Vorgehen von männlichen Delfinen und im dritten Teil um den Nachwuchs bei Delfinen.

Im vierten Teil interessiert sich Oliver für den Lebensraum der Delfine.

Wassertemperatur

Oliver Schmid: Bei welcher Wassertemperatur fühlen sich Große Tümmler am wohlsten?

Benjamin Schulz: Die meisten Delfinarien halten die Wassertemperatur bei 18 bis 20 °C. Mit kälterer Umgebung können die Tümmler aber auch noch sehr gut umgehen, dann wird halt mehr gefressen. Sie sind aber auf jeden Fall da am aktivsten. Wird die Wassertemperatur zu warm (30 °C und mehr), werden die Delfine sehr träge, sie überhitzen dann schnell, weil sie ihre Körper nicht mehr gut kühlen können. Insgesamt können Delfine eher ihre Körper aufheizen als abkühlen.

Blasloch

Oliver Schmid: Die nächste Frage betrifft die Physiologie. Delfine können ja doch recht tief tauchen. Hier würde mich interessieren, wie es Delfine fertig kriegen, dass kein Wasser ins Blasloch eindringt. Klar, ich weiß, dass die Delfine das Blasloch durch Muskeln schließen – aber der Druck steigt in zunehmender Tiefe ja doch sehr rasch an …

Benjamin Schulz: Also damit habe ich mich ganz ehrlich noch nie beschäftigt. Man akzeptiert das einfach so, dass es dicht ist. Aber Wissenschaftler haben ja die Aufgabe, neuartige Fragen zu stellen. Man müsste das mal genauer untersuchen, wie das System dem steigenden Druck entgegenwirkt.

Krankheiten im Delfinbecken

Oliver Schmid: Wenn man als Besucher eines Delfinariums einmal die Möglichkeit bekommt, einen Delfin mal streicheln zu dürfen, dann gilt es ja, sich die Hände vorher zu desinfizieren, um den Delfin vor Infektionen zu schützen. OK, das sehe ich aus hygienischen Gründen schon ein – aber andererseits müssen Delfine in der Natur ja auch mit Krankheitserregern fertig werden. Deshalb würde mich interessieren, wie groß das Risiko hier ist und womit Menschen Delfine bei einer Berührung ggf. infizieren könnten.

Benjamin Schulz: Klar müssen Delfine in freier Natur mit Erregern fertig werden. Für die meisten dort haben sie aber auch Abwehrkräfte bereitstehen. Was Delfinarien verhindern möchten, sind Krankheitsübertragungen durch typisch menschliche Erreger, die das Immunsystem der Tiere überwinden können. Gerade bei fremden Personen, also Besuchern. Menschen können Hauterkrankungen durch Berührung übertragen, Pilze oder Bakterien, aber auch Viren. Natürlich auch Fäkalerreger, je nachdem, wie sauber man so auf der Toilette war. Die können ja auch nicht nur durch direkten Kontakt auf die Haut kommen, sondern auch im Wasser übertragen werden und so natürlich auch in den Verdauungstrakt geraten oder in die Lunge.

Der fünfte und letzte Teil des MEERteilers befasst sich mit der Beziehung zwischen Delfintrainer und Tier. Er wird in ein paar Tagen hier veröffentlicht.

1 Kommentare

  1. Das mit dem Blasloch ist ganz einfach zu beantworten: Das ist bei Delfinen genauso wie beim Menschen, der beim Freitauchen ja auch kein Problem hat, dem Mund geschlossen zu halten.

    Da der Körper von Delfinen wie der von Menschen elastisch ist, verhält er sich unter Druck wie eine Flüssigkeit. Dadurch wird auch die Luft in den Atemwegen so weit komprimiert, dass zwischen den Atemwegen und der Umgebung praktisch kein Druckunterschied mehr besteht (die Eingeweide werden dabei von unten her gegen die Lunge gedrückt, die am Ende nur noch faustgroß ist) Von daher hat auch weder ein Delfin ein Problem, sein Blasloch dicht zu halten, noch ein Freitaucher ein Problem, den Mund geschlossen zu halten.

    Ein Druckunterschied zwischen Lunge und Umgebung wäre übrigens bereits ab 0,3 bar (3 m Wassertiefe) absolut tödlich, da dann Flüssigkeit aus dem Blut in die Lunge übertreten würde und der Sauerstoffaustausch mit der Luft schon lange nicht mehr funktioniert. Daher sind Schnorchel auch auf max. 50 cm Länge begrenzt und können auch dann nicht länger gebaut werden, wenn durch Ventile die Pendelatmung verhindert würde (wie z.B. beim AMEO Powerbreather).

    Das weiss man doch ;-)

    geschrieben von Norbert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert