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Geheimnisvolle Schnabelwale


Sie sind scheu und zeigen sich kaum an der Wasseroberfläche: die Schnabelwale.

Cuvier-Schnabelwale
(Foto: WhalewatchGenova)

Zu erkennen sind diese Meeressäuger an der auffällig weit hinten sitzenden Rückenflosse. Der spitzen schnabelartigen Schnauze haben sie ihren Namen zu verdanken.

Hauer wie ein Wildschwein

Ähnlich wie bei einem Wildschwein ragen bei den Bullen der Blainville-Schnabelwale bräunliche Hauer aus dem Unterkiefer.

Doch sowohl Blainville- als auch Cuvier-Schnabelwale sind meist nur für Sekunden zu sehen, bevor sie wieder in tiefere Regionen abtauchen. Andere Arten wie der True-Schnabelwal, der Gervais-Zweizahnwal sowie der Nördliche Entenwal werden noch viel seltener gesichtet als die beiden zuvor erwähnten Arten. Siehe dazu auch Roland Edlers spektakulären Film über True-Schnabelwale, die er auf den Azoren beobachtet hat.

Zweitgrößte Walfamilie

80 bis 90 Prozent ihrer Zeit verbringen die Schnabelwale unter Wasser. Obwohl man nicht sehr viel über ihren Lebenswandel weiß, stellen sie neben den Delfinen die zweitgrößte Walfamilie dar. Biologen unterscheiden 22 Arten.

Von manchen Arten – wie zum Beispiel dem Perrin- und dem Bahamonde-Schnabelwal gibt es nur Todfunde.

Das Wissen über den Perrin-Schnabelwal stammt von fünf an der kalifornischen Küste gestrandeten Tieren.

Ebenso rar macht sich der Bahamonde-Schnabelwal. 2010 strandete auf der Nordinsel von Neuseeland ein Weibchen mit seinem Kalb.

Fabian Ritter von M.E.E.R. e.V. erklärt, dass man von toten Tieren viel über ihr Aussehen und vom Mageninhalt etwas über ihre Nahrungsgewohnheiten erfahren kann.

Blainville-Schnabelwal
(Briefmarke von den Bahamas, Bahamas Postal Service)

Forschungsmöglichkeiten an lebenden Tieren

Doch es gibt auch Untersuchungen an lebenden Tieren. Mit sogenannten Lauschern hört man ihre Klicks im Ozean ab. Denn genauso wie andere Waltiere auch, finden Schnabelwale ihre Beute mithilfe ihres Sonarsinns.

Eine weitere Erforschungsmöglichkeit bieten Messgeräte, die mit einem Saugnapf am Körper der Tiere (mittels eines abgeschossenen Pfeiles) befestigt werden. Sie zeichnen Schwimmgeschwindigkeit und Tauchtiefe auf, außerdem die Temperatur und den Salzgehalt des Wassers. Aber auch die Lautäußerungen der Tiere werden erfasst.

Wenn die Geräte nach ein paar Tagen wieder abgefallen sind, werden sie von den Wissenschaftlern eingesammelt und die Aufzeichnungen in eine Datenbank eingepflegt.

True-Schnabelwal (Ausschnitt)
(Illustration: Jörg Mazur)

Tiefseetaucher mit langem Durchhaltevermögen

Der Blainville- und der Cuvier-Schnabelwal wurden auf diese Weise schon recht gut erforscht. Beide tauchen ab, um Tintenfische zu erbeuten. Auf einem Tauchgang (der durchaus zwei Stunden dauern kann) werden bis zu 30 Tintenfische gefangen.

Lange Zeit glaubte man, dass der Pottwal der am tiefsten tauchende Wal sei. Doch der Cuvier-Schnabelwal macht ihm Konkurrenz. Der längste gemessene Tauchgang dauerte über zwei Stunden. Der tiefste reichte bis knapp drei Kilometer hinab.

Gut ausgerüstet

Wegen ihrer schweren und robusten Knochen können die Tiere dem Druck in der Tiefsee besser standhalten.

Außerdem verfügen die Schnabelwale über einen hohen Gehalt an Hämoglobin (rotem Blutfarbstoff) und Myoglobin (Muskelprotein). Beide sind für den Transport und die Speicherung von Sauerstoff verantwortlich.

Dann kommt noch dazu, dass Schnabelwale keine luftgefüllten Hohlräume im Körper haben. So nimmt ihr Gewebe beim Tauchen keinen Schaden.

Zwischen zwei Tiefseetauchgängen legen die beiden gut erforschten Schnabelwale Pausen zwischen einer und eineinhalb Stunden ein.

Störung kann tödlich sein

Wenn Schnabelwale beim langsamen Auftauchen oder beim Ausruhen gestört werden, kann das tödliche Folgen für sie haben. Ganz gefährlich sind Militärübungen mit lautem Sonareinsatz. Das Gehör der Meerestiere wird durch den Lärm beschädigt oder sogar zerstört. Sie können sich nicht mehr über ihr Echolot orientieren und stranden.

Schnabelwale (Illustration: Jörg Mazur)

Doch sie können auch die sogenannte Taucherkrankheit bekommen, wenn sie zu schnell auftauchen. So fand man bei gestrandeten Tieren auf den Kanaren eine Stickstoffübersättigung und Schäden durch Gasbläschen in Blutgefäßen und lebenswichtigen Organen.

Auf den Kanaren werden Schnabelwale geschützt

Seit 2004 sind auf den kanarischen Inseln in einem Umkreis von 50 Seemeilen um den Archipel keine Manöver mit Sonareinsatz mehr erlaubt. „Seither hat es dort auch keine Massenstrandungen mehr gegeben“, freut sich Fabian Ritter.
(Quelle: Die geheimnisvollsten Wale der Weltmeere)

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