Am 18. Juli 2020 konntet ihr live miterleben, wie es um den derzeit am meisten vom Aussterben bedrohten Wal – dem Kalifornischen Schweinswal (auch Vaquita genannt) – bestellt ist.
Doch auch der in deutschen Gewässern lebende Gewöhnliche Schweinswal ist stark gefährdet.
Laut aktuellem GREENPEACE-Report geht es den Ökosystemen in Nord- und Ostsee schlechter denn je.
Die Bestände von Dorsch und Hering in der Ostsee schwinden dramatisch, weil der Nachwuchs ausbleibt.
Es folgen einige Zitate aus dem GREENPEACE-Report.
Vom Aussterben bedroht
„Die Population der etwa 450 Schweinswale, die östlich von Bornholm leben, wird auf der Roten Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) beschrieben. Der Bestand in der Beltsee ist mit rund 40.500 Tieren zwar bedeutend größer, wird auf der Roten Liste aber als „gefährdet“ (vulnerable) geführt.
Am Beispiel des Schweinswals ist das Scheitern der politischen Bemühungen um einen effektiven Schutz gut ablesbar: Als größte Bedrohung gilt nach wie vor das Ertrinken (Hinweis Meeresakrobaten: Wissenschaftler sprechen auch vom Ersticken, da Wale nicht mehr zum Luftholen an die Wasseroberfläche gelangen können.) in passiven Fangnetzen der Fischerei (Stell- und Verwickelnetze).
Nur ein Prozent des Bestandes dürfte auf diese Weise sterben, damit die Population keine nachhaltige Störung erfährt, es sind jedoch bis zu 18 Prozent.
Schweinswale werden aus Schutzgebieten vertrieben
Um den Schweinswalbeifang zu vermeiden, werden sogenannte Pinger an den Netzen eingesetzt, die die Tiere durch akustisches Verscheuchen (sogenanntes Vergrämen) aus bestimmten Gebieten fernhalten sollen. Damit werden die Schweinswale aus Gebieten vertrieben, die ausdrücklich zu ihrem Schutz eingerichtet worden sind.
Seit dem Jahr 2007 sind Pinger auf Schiffen von über zwölf Metern Länge vorgeschrieben, doch die meisten Stellnetzfischer fahren kleinere Boote.
GREENPEACE legte im August 2011 eine Rechtsexpertise vor, die nach Prüfung der juristischen Vorgaben den flächendeckenden Einsatz von Pingern und das Vertreiben von Schweinswalen aus Schutzgebieten als illegal analysiert.
Viele Totfunde an der Ostseeküste
Für das Jahr 2018 wurden an der deutschen Ostseeküste 203 Totfunde von Schweinswalen gemeldet. Das ist der zweithöchste Wert in 20 Jahren.
Für die Küsten Mecklenburg-Vorpommerns waren die insgesamt 76 toten Robben (Seehunde und Kegelrobben) und 69 toten Schweinswale die bisher höchste Zahl.
In den vergangenen zehn Jahren wurden insgesamt etwa 3.500 Schweinswale an deutschen Küsten tot aufgefunden.
Als die NATO im August 2019 während eines Manövers eine Unterwassersprengung im Meeresschutzgebiet Fehmarnbelt vornahm, wurden allein dadurch mindestens 18 Schweinswale getötet.
Die Sprengung zerstörte nicht nur zahlreiche Grundminen aus dem Ersten Weltkrieg, sondern auch eine Fläche von der Größe von 27 Fußballfeldern.
Weitere Störungen und Belastungen ergeben sich für die Schweinswale durch Bauvorhaben im Meer und dem damit verbundenen Rammschall, durch Kontakt mit Umweltgiften und die daran geknüpfte verminderte Immunabwehr sowie durch Plastikmüll.“
(Quelle: Der Zustand von Nord- und Ostsee – GREENPEACE-Report)
Eigentlich schon seltsam, wenn man bedenkt, dass auf jeden echten Schweinswal an den deutschen Küsten schätzungsweise größenordnungsmäßig 10.000 Schweinswal-Briefmarken kommen…
Eine interessante Betrachtungsweise, Oliver.