Im PolarJournal von Heiner Kubny fand ich einen sehr interessanten Artikel über einen ehemaligen Walfänger, der sich nach etwa zehn Jahren Walfang für den Schutz der Wale eingesetzt hat.
Es geht in dem erwähnten Artikel um Cornelius Gransbergen. Der ehemalige Walfänger lebte auf Ameland, einer kleinen niederländischen Nordseeinsel.
Noch heute kann man dort offenbar 400 Jahre alte Häuser betrachten, die ehemaligen Kapitänen von Walfangschiffen gehörten.
Zehn Jahre lang auf Walfangschiffen
Zwischen den 1950er- und 1960er-Jahren war Gransbergen auf Walfangschiffen unterwegs. Jagd wurde auf Wale in der Antarktis gemacht.
Später wurde Gransbergen Greenpeace-Mitglied und war bis zu seinem Tod dieser Organisation verbunden. Er konnte es nicht fassen, dass in der heutigen Zeit immer noch Wale gefangen werden.
Wissenschaft bestätigte Nachhaltigkeit des Walfangs
Bestätigung für sein Tun bekam Gransbergen damals von der Wissenschaft. Die herausgefangenen Wale würden keine Lücke in den Bestand reißen. Es würden immer wieder genügend Wale nachwachsen, wurde ihm damals versichert.
Die Walfänger durften nur Wale ab einer bestimmten Größe töten. Hielt sich ein Kapitän nicht an diese Vorgabe, wurde er öffentlich in der Zeitung getadelt.
An Bord waren immer Wissenschaftler, die die Wale maßen. Walfänger aus der damaligen Sowjetunion hielten sich allerdings nicht an das Mindestmaß.
Willkommener Job nach dem zweiten Weltkrieg
Weil das Land immer noch an den Folgen des Zweiten Weltkriegs litt, war der Walfang ein willkommener Job für viele Männer von Ameland.
Ameland war seit jeher eine Walfanginsel. Aus den toten Tieren wurden Kerzen und Maschinenöl hergestellt. Dazu kamen Margarine, Seifen, Salben, Farben und Suppen.
Monatelang in der Antarktis
Die Walfänger waren monatelang in der Antarktis unterwegs. Es fuhren immer kleine Fangschiffe mit jeweils 15 Mann Besatzung ein bis zwei Tage dem Mutterschiff voraus. Die Männer hielten Ausschau nach Walen. Wurde ein Tier gesichtet, feuerte der Kapitän die Kanonenharpune ab.
Mit Schläuchen wurde dem Wal Luft ins Innere gepumpt, damit er nicht unterging. Der Fang wurde an das Mutterschiff gefunkt. Damit die Crew das tote Tier fand, wurde es mit einer Flagge und einem Radar-Reflektor markiert.
Der Amelander war während einer Walfangsaison einmal insgesamt neun Monate weg von zu Hause.
„Hakenboy“
Gransbergen arbeitete zunächst auf dem Mutterschiff als „Hakenboy“.
Seine Aufgabe war es, den Walen den Speck vom Fleisch zu schneiden. Dazu dienten ihm krumme Messer an langen Stangen.
Über zehn Kilo wog ein Brocken Speck. Dieser wurde im Ofen zu Tran geschmolzen.
Andere „Hakenboys“ schnitten dem Wal das Fleisch von den Knochen. Dieses wurde im Schiffsbauch kühl gehalten. Die Knochen wurden zu Mehl gestampft. Die Schlachtabfälle wurden über Bord gekippt.
Die Männer an Bord des Walfangschiffes arbeiteten 24 Stunden lang im Schichtbetrieb.
1.626 Wale wurden getötet
Später wurde Gransbergen in die Küche abgeordnet, weil dort einer der Köche krank geworden war.
1.626 Blau-, Finn-, Buckel- und Pottwale hatte die Mannschaft auf ihrer sechsmonatigen Tour durch die Antarktis getötet. Das sind neun Tiere pro Tag.
In Zukunft war Gransbergen nur noch als Koch auf Fangschiffen unterwegs.
Nach zehn Jahren war mit dem Walfang Schluss
1963 stieg Gransbergen aus dem Walfang aus. Er hatte erkannt, dass der Bestand der großen Meeressäuger immer mehr abnahm und keinesfalls gleich blieb, wie ihm Wissenschaftler in seiner aktiven Zeit noch weismachen wollten.
1964 stellte Holland den Walfang ein.
Am 30. Januar 2021 ist Cornelius Gransbergen, der vom Walfänger zum Walschützer wurde, im Alter von 92 Jahren gestorben.
(Quelle und weitere Informationen: PolarJournal)