Pressemitteilung des WWF:
Seit Jahrtausenden nutzt der Mensch das Meer, weltweit ernähren sich Millionen Menschen durch Fischerei – doch das Gleichgewicht zwischen Mensch und Ozean droht zu kippen.
85 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt oder bis an ihre Grenzen genutzt.
Schwimmende Fischfabriken orten schrumpfende Schwärme mit Echolot am Monitor und verfolgen sie mit gigantischen Netzen durch die Weltmeere. Drohen leere Ozeane?
Der WWF setzt sich weltweit, auf europäischer Ebene und in Deutschland intensiv dafür ein, dass die industrielle Fischerei die Meere nicht weiter plündert, sondern die Fischbestände stattdessen nachhaltig nutzt.
Auch Wale landen als Beifang in Fischernetzen.
(Foto: Susanne Gugeler)
In einer neuen Ausstellung zu Fischerei fächert der WWF das komplexe Thema für Besucher des Ozeaneums Stralsunds auf. „Überfischung ist die größte Bedrohung für die Artenvielfalt der Ozeane und gesunde Meere“, erläutert Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros. „Die Ausstellung macht die Methoden und Treiber für den Raubbau in unseren Meeren erlebbar – und zeigt auch, was jeder einzelne dagegen tun kann.“
In zwei Ausstellungsmodulen der neuen Ausstellung „Erforschung und Nutzung der Meere“ im Ozeaneum Stralsund führt der WWF den Besuchern die Probleme der Fischerei vor Augen und stellt Lösungen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Fischerei vor. In Zahlen und mit Exponaten wird dargestellt, wie viel Fisch jede Sekunde gefangen wird und welche Dimension die heutigen Fischernetze haben: Das Ozeaneum Stralsund passt mehrfach in ein solches Netz hinein.
Trotz der weltweiten Überfischung verschwenden wir in der Fischerei systematisch Fisch – durch Beifang und Rückwürfe.
40 Prozent des gesamten Fanges weltweit werden nicht angelandet
40 Prozent des gesamten Fanges weltweit werden nicht angelandet, sondern tot oder sterbend wieder über Bord geworfen, weil die Fische noch zu klein sind, um vermarktet zu werden. Oder weil unselektive Netze nicht gewünschte Fischarten und Meereslebewesen unterschiedslos mitgefangen haben.
Auch wenn im Alltag ein Großteil des Fischfangs nie auf den Tellern der Verbraucher landet – im Ozeaneum kann der Besucher ermitteln, welchen ungewollten Fisch er quasi „mitverzehrt“, wenn er sein Fischgericht aus der Speisekarte auswählt.
Ein „Beifangrechner“ führt vor, wie viele andere Fische und Meeresbewohner in der Summe für den Lieblingsfisch mitgefangen werden.
Aquakultur als Alternative?
Fast jeder zweite Fisch stammt heute bereits aus Fischzucht, denn die Wildbestände können unseren Appetit nach Fisch nicht mehr stillen.
Viele Fische werden nur zur Herstellung von Fischmehl gefangen, sie landen dann als Fischfutter für die Aquakultur oder in Form von Schweineschnitzel oder Hühnchen wieder auf unseren Tellern. WWF zeigt auf, wie viele Sandaale gefangen werden müssen, um ein Kilo Fischmehl bzw. daraus das Tierfleisch zu produzieren.
Grafiken führen vor Augen, wie eine über Jahrzehnte verfehlte Fischereipolitik zum Raubbau an unseren Meeren geführt hat: Indem die Politik kontinuierlich den wissenschaftlichen Rat ignorierte und weit mehr Fänge genehmigte, als Fische nachwachsen konnten – hinzu kommt die illegale Fischerei, die nicht wirksam kontrolliert wird.
WWF arbeitet in der EU und mit den Politikern der Meeresanrainerländer, um ein nachhaltiges und langfristig ausgerichtetes Management der Fischereien zu erreichen.
Lösungen
Der WWF zeigt auch Lösungen auf, um eine verträgliche Fischerei zu erreichen. Neben einem Kurswechsel der Politik spielen die Verbraucher eine entscheidende Rolle:
Jeder kann sich an der Kühltheke für aktiven Meeresschutz entscheiden – indem er Fisch aus nachhaltiger Fischerei kauft.
Um diesen besser kenntlich zu machen, hat der WWF ein Zertifikat für nachhaltig gefangenen Fisch auf den Weg gebracht. Das MSC-Siegel wird von einer unabhängigen Organisation, nach strenger Prüfung der Fischerei vergeben und kennzeichnet Produkte aus nachhaltig gefangenem Wildfisch.
Darüber hinaus hilft der WWF-Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte, Verbrauchern und Besuchern des Ozeaneums beim Fischkauf eine gute Wahl zu treffen: Mittels Ampelsystem zeigt er auf einen Blick, welchen Fisch man mit gutem Gewissen genießen kann.
Auch im Fischerei-Management können sich die Besucher versuchen und testen, ob sie mit der lebenden Ressource Fisch besser haushalten als Politik und Fischerei-Industrie derzeit.
In einem interaktiven Spiel treten vier Spieler gegeneinander in Wettbewerb, um Fisch zu fangen und zu schonen. Belohnt wird nicht nur, wer am meisten fängt, sondern wer dafür sorgt, dass die Fischbestände auf dem Spieltisch sich erholen können und dass Schutzgebiete geschont werden.
Denn auch Meereschutzgebiete sind Teil der vom WWF vorgeschlagenen Lösungen gegen Überfischung. Nachweislich erholen sich in diesen Reservaten die Fischbestände und andere Meerestiere. Der WWF kämpft für ein weltweites Netz solcher Schutzgebiete auf dem Meer, das mindestens 10 Prozent der Ozeane umfassen soll. Heute stehen erst 1,5 Prozent der Weltmeere unter Schutz „“ und Fischerei findet in vielen geschützten Meeresregionen trotzdem noch ungehindert statt.
(Quelle: wwf)