Der Tiergarten als Forschungseinrichtung, wichtiger Akteur im Artenschutz und seine Bedeutung für den Tourismus.
Das waren die zentralen Themen beim Besuch von Stefan Schmidt, Mitglied des Deutschen Bundestags (MdB) für das Bündnis 90/Die Grünen, Ende August im Nürnberger Tiergarten. Wolfgang Rades, Artenschutzbeauftragter des Loro Parque auf Teneriffa, hatte das Treffen organisiert.
Der Abgeordnete sah sich alles genau an
Stefan Schmidt hat mit Tiergartendirektor Dr. Dag Encke sowie Dr. Lorenzo von Fersen, Kurator für Forschung und Artenschutz, gesprochen und eine Delfin-Präsentation in der Lagune besucht.
Der Abgeordnete aus dem Wahlkreis Regensburg kam auch nach Nürnberg, um mehr über die Delfinhaltung sowie aktuelle Forschungsprojekte zu erfahren.
Der zweite Teil seines Besuchs begann mit einer Delfinpräsentation in der Lagune und einem Besuch des Blauen Salons, wo Große Tümmler, Kalifornische Seelöwen und Manatis unter der Wasseroberfläche zu sehen sind.
Viele Fragen zur Delfinhaltung
Zur Delfinhaltung hatte MdB Schmidt viele Fragen – etwa, warum es nötig ist, die Tiere überhaupt in Delfinarien zu halten.
Wolfang Rades, seit 2019 Artenschutzbeauftragter für Europa beim Loro Parque, sagte dazu: „Nur wer Tiere kennt, wird Tiere schützen. Delfine und andere Meeressäuger sind heute Sympathieträger und in modernen Delfinarien wie hier in Nürnberg wichtige Botschafter für den Schutz der Meere. Zudem sind sie ein wichtiges Instrument für die wissenschaftliche Forschung, die in der modernen Biologie sowohl im Delfinarium als auch im Freiland erfolgt. Beide Bereiche ergänzen sich sinnvoll und kommen dem Artenschutz zugute.“
Integrierter Artenschutz
Warum Delfine in modernen Zoos ein Modell für integrierten Artenschutz sind, erklärte Dr. Lorenzo von Fersen: „Der Bestand von fast der Hälfte aller Wal- und Delfinarten weltweit ist gefährdet, von den Arten mit einer küstennahen Verbreitung sind es weitaus mehr. Schutzmaßnahmen im natürlichen Habitat reichen nicht mehr aus, um Arten zu erhalten. Es sind neue Strategien erforderlich.“
Der Tiergarten arbeitet deshalb gemeinsam mit vielen anderen Institutionen weltweit an der Entwicklung solcher Schutzstrategien und verfolgt den sogenannten „One Plan Approach“. Bei diesem Konzept geht es darum, Schutzmaßnahmen in der Natur (in situ) und solche außerhalb der natürlichen Umgebung (ex situ) zu kombinieren sowie lokale Interessensgruppen und Gemeinschaften einzubeziehen. So soll gemeinsam ein verbesserter Artenschutz erreicht werden.
Delfinarien bieten Sicherheit
Zoos und Delfinarien spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle.
„Die Haltung von Delfinen in wissenschaftlich geführten Zoos hat gezeigt, dass diese Orte Sicherheit bieten und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leistet. Wenn unser Ziel die Arterhaltung ist, dürfen wir diese Einrichtungen also nicht abschaffen, sondern müssen sie weiterentwickeln“, so Dr. von Fersen.
Delfinhaltung hat an Bedeutung gewonnen
Nach seinem Besuch zieht MdB Schmidt ein positives Fazit: „Wir hatten sehr gute und offene Gespräche. Ich habe viel dazugelernt und neue Erkenntnisse gewonnen. Dass viele Tierarten durch das Engagement der Zoos vorm Aussterben bewahrt werden konnten und können, macht mich zuversichtlich. Die Delfinhaltung, die ich bislang eher kritisch betrachtet habe, hat für mich vor diesem Hintergrund an Bedeutung gewonnen. Wenn sie durch wissenschaftliche Forschung Erkenntnisse hervorbringt, die dem Arterhalt dienen, kann sie eine gewisse Berechtigung haben. Die Vorträge und Gespräche haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, die Menschen vor Ort mitzunehmen. Denn wir Menschen sind häufig Teil des Problems, aber eben auch Teil der Lösung. Diese Erkenntnis ist auch auf alle anderen Herausforderungen unserer Zeit übertragbar.“
(Quelle: Pressemitteilung des Nürnberger Tiergartens)