Seit mehr als 50 Jahren beobachten die Biologen vom Sarasota Dolphin Research Program eine wilde Population Großer Tümmler, die in der Sarasota Bay/Florida leben.
Zahlreiche Studien vor Ort ermöglichten die Erstellung eines weltweit einmaligen Datensatzes über diese Delfin-Population.
Pilotprojekt zur Individualität der Delfine
Ein Pilotprojekt von Dr. Christina Toms befasst sich mit der Individualität der Delfine und geht der Frage nach, welche verschiedenen Persönlichkeiten es bei den Meeressäugern gibt.
Die Persönlichkeit ist maßgebend dafür, wie ein Tier mit Herausforderungen umgeht, auf Stressoren reagiert, Partner auswählt und letztendlich, wie erfolgreich es bei der Fortpflanzung und beim Überleben ist.
Schüchtern-Mutig-Achse
Wie Menschen können Tiere eher schüchtern oder eher mutig sein.
Die Schüchtern-Mutig-Achse der Delfine ähnelt dem, was wir beim Menschen als Introversion und Extroversion bezeichnen.
Frühere Studien an anderen Arten haben proaktive und reaktive Verhaltenstypen beschrieben, die mit der Schüchtern-Mutig-Achse der Persönlichkeit zusammenhängen.
Die Wissenschaftler des Sarasota Dolphin Research Program versuchen, proaktive und reaktive Verhaltenstypen in der Wildpopulation zu unterscheiden. Dazu machen sie Versuche zu Verhaltensreaktionen auf neuartige Geräusche und stressige Ereignisse.
Stress wird über Blutabnahmen ermittelt
Gleichzeitig werten die Forschenden die endokrinen Reaktionen auf die gleichen Stressoren aus. Durch die Abnahme von Blut-, Speck-, Kot- und Urinproben kann zum Beispiel ermittelt werden, wie hoch der Cortisol-Gehalt (ein Parameter für Stress) der Delfine ist.
Ausweitung auf Erhaltungszuchtprogramme
Die Studie soll später auf Erhaltungszuchtprogramme ausgeweitet werden. Toms und ihr Team wollen herausfinden, welche Rolle Persönlichkeitsmerkmale bei der Vorhersage des Überlebens und der Fortpflanzungsleistung von Individuen nach der Wiedereinführung in die Wildnis spielen.
(Quelle: Sarasota Dolphin Research Program)