Im aktuellen MANATI-Magazin berichtet der Nürnberger Tiergarten über neue Ansätze im Artenschutz.
Da der Mensch Problem und Lösung zugleich ist, haben Artenschutzprojekte nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie sowohl die Tiere und Pflanzen als auch das Wohl der Bevölkerung vor Ort in den Blick nehmen.
Wer nicht weiß, wie er seine Familie ernähren soll, hat für Artenschutz oft keine Kraft.
Auch Sozialwissenschaft trägt zum Artenschutz bei
Artenschutz wird bislang von der Naturwissenschaft dominiert. Das macht auch Sinn, wenn es um die Bestandsaufnahme von Tierpopulationen oder Vorschläge zu Erhaltungsmaßnahmen geht.
Zu kurz gekommen ist aber immer der Mensch, der sich den Lebensraum mit bedrohten Tierarten teilt. Hier kommt die Sozialwissenschaft ins Spiel.
„Human Dimensions in Species Conservation“ (= menschliche Dimension im Artenschutz) beleuchtet die Frage, wie eine Gesellschaft oder ein Individuum mit den Ökosystemen umgeht.
Wirtschaftlicher Faktor wird zu wenig berücksichtigt
Ein wichtiger Mosaikstein im Naturschutz ist der wirtschaftliche Faktor.
Wenn Menschen bezahlt würden, weil sie etwas für die Umwelt tun, wäre die Akzeptanz für Artenschutzmaßnahmen wesentlich höher.
Bisher scheinen jedoch leider nur diejenigen zu verdienen, die an der Zerstörung der biologischen Vielfalt beteiligt sind. Man denke nur an den Fang des illegal und teuer gehandelten Totoaba, der Grund dafür ist, dass sowohl der Fisch der Begierde als auch der Kalifornische Schweinswal (Vaquita) vom Aussterben bedroht sind.
„Triple-Bottom-Line“-Ansatz
Wo immer es zu Konflikten zwischen Wildtieren und Menschen kommt, müssen alle Sichtweisen berücksichtigt werden. Die Interessen der Arten, die Interessen der Menschen, die mit den Tieren zusammen in einer Region leben, sowie die wirtschaftlichen und sozialen Umstände.
Nur wenn dieser „Triple-Bottom-Line“-Ansatz maximiert wird, kann der Artenschutz erfolgreich sein.
24 Walarten vom Aussterben bedroht
Laut Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit 134 Walarten gelistet (dazu gehören auch Unterarten und Unterpopulationen). Von diesen gelten 24 als vom Aussterben bedroht und 25 als gefährdet. Besonders dramatisch ist die Lage für Küsten- und Flussarten.
Am meisten bedroht sind die Tiere durch die Fischerei. Doch wie die Entwicklungen der letzten Jahre gezeigt haben, sind Fischer nur schwer dazu zu bewegen, Rücksicht auf Wale und Delfine zu nehmen. Der Grund liegt darin, dass die Fischer nicht in Maßnahmen zum Schutz integriert wurden.
Lokale Bevölkerung einbeziehen
Wie kann die lokale Bevölkerung in den Schutz von küstenbewohnenden Meeressäugern einbezogen werden? Darüber tauscht sich die im Nürnberger Tiergarten ansässige Artenschutzorganisation Yaqu Pacha immer wieder mit Biologen, Soziologen, Pädagogen und Psychologen aus.
Erst im Dezember 2022 fand dazu ein Workshop mit 30 Experten und Expertinnen aus 14 Ländern in Heilsbronn statt. Weitere werden folgen.
(Quelle: Manatimagazin/Tiergarten Nürnberg)
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