Die Meeresschutzorganisation Hard to Port war Zeuge, wie ein vier Meter großer Wal-Embryo aus dem Leib seiner von isländischen Waljägern getöteten Mutter geschnitten wurde.
Das Walfangschiff Hvalur 9 war mit zwei am 21. September erlegten Finnwalen im Schlepp in den Hvalfjörður (Fjord im Südwesten Islands) eingelaufen. Dabei handelte es sich um einen Bullen und um ein großes weibliches Tier.
Kalb aus dem Leib seiner Mutter gerutscht
Beim Öffnen des Wales kam ein fast ausgewachsener Embryo zum Vorschein.
“Eigentlich ist das Kalb aus dem Leib seiner Mutter herausgerutscht,” sagt Arne Feuerhahn – Geschäftsführer der Meersschutzorganisation Hard to Port -, der den Vorfall beobachtet und fotografiert hatte. “Ich hab ja Vergleichbares schon des Öfteren gesehen, aber das hier, das war anders”, sagt Arne. “Das war fast so … als ob das Kalb aus dem Leib seiner Mutter herausgeschnitten wurde …. als ob es da noch lebte. Ich bin nach diesem Vorfall doch etwas erschlagen, um ehrlich zu sein. Eigentlich fehlen mir die Worte.”
Jagd auf tragende Mütter
Laut Bericht der Veterinäraufsichtsbehörde MAST sind auch in den vergangenen Jahren immer wieder trächtige Walkühe getötet worden. Die weiblichen Tiere machen offenbar den Großteil der Jagd aus.
Finnwale bekommen alle zwei bis drei Jahre ein Kalb. Dieses kommt nach einer elfmonatigen Tragezeit im November zur Welt und misst dann fünf bis sechs Meter. Das Jungtier wird sechs bis acht Monate gesäugt, bis es entwöhnt wird.
Trächtige Walkühe dürfen laut Gesetzt getötet werden
Im Gesetz zum isländischen Walfang ist es zwar verboten Walkühe, die in Begleitung eines noch nicht entwöhnten Kalbes sind, zu töten, aber trächtige Tiere fallen nicht darunter. Der Grund: Die Jäger können den Zustand sowie das Geschlecht der ausgewachsenen Wale nicht aus der Entfernung bestimmen.
Moralisch nicht zu rechtfertigen
Katrín Oddsdóttir, die Anwältin des isländischen Naturschutzbundes, sagte: „… der Embryo scheint sehr groß gewesen zu sein, damit ist klar dass das unter das Gesetz zum Tierwohl fällt. So etwas ist moralisch nicht zu rechtfertigen.”
Die Fangsaison endet am 30. September. Ob die isländische Regierung dem einzigen Walfang-Unternehmen unter der Leitung des Geschäftsführers Kristján Loftsson danach eine weitere Genehmigung zur Jagd gibt, ist umstritten.
(Quelle: Iceland Review)
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