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Rätselspiele für Delfine …


Delfine benutzen ihr Gehirn, um wichtige Lebensherausforderungen zu meistern.

Delfin im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Rüdiger Hengl)

Dazu gehören unter anderem die Nahrungsbeschaffung und das Entkommen vor Beutegreifern. Die Tiere lernen, wie man Schutz findet, wie man Verletzungen vermeidet und mit ihnen umgeht. Sie müssen verstehen, wie man Artgenossen beeinflusst, mit ihnen kooperiert oder in Konkurrenz zu ihnen tritt.

Leben im geschützten Raum

Doch wie sieht das bei in menschlicher Obhut gehaltenen Delfinen aus? In zoologischen Anlagen leben sie in einem geschützten Raum und erhalten täglich Fressen. Verletzungen und Krankheiten werden medizinisch behandelt.

Wie kann ihr Denkvermögen unter diesen Bedingungen gefordert werden?

Verbesserung des Wohlergehens

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Beschäftigung von Zootieren immer weiter optimiert.

Dabei standen jedoch fast immer nur ihre körperlichen Bedürfnisse im Fokus, kognitive Herausforderungen wurden eher vernachlässigt.

Doch Studien deuten daraufhin, dass die Bereitstellung von Rätseln und Spielen das Wohlergehen der Delfine optimieren kann.

Bälle, Reifen und Bojen

Damit Zootiere kognitiv gefordert werden, setzt man oft Spielzeug ein.

Bei Meeressäugetieren handelt es sich hierbei meist um schwimmende Plastik- oder Gummigegenstände wie Bälle, Reifen und Bojen.

Doch mit der Zeit tritt ein Gewöhnungseffekt ein, der die Gegenstände uninteressant für Delfine macht.

Rätselaufgaben

Anders verhält es sich bei Rätseln oder Aufgaben, die von den Tieren gelöst werden müssen.

So hat man herausgefunden, dass sich Delfine einer Fütterungssitzung, die mit einer kognitiven Aufgabe verbunden ist, schneller nähern als einer Fütterungssitzung ohne eine solche Aufgabe.

Beispiele für kognitive Herausforderungen

*** Beliebt bei Delfinen sind zum Beispiel Fischfallen: Um an den begehrten Leckerbissen zu kommen, müssen die Delfine einen Kanister drehen und wenden. Sie schubsen oder pulen dabei die Fische heraus.

*** Ebenfalls mit der Freigabe von Nahrung hat das Gewichte-Auflegen zu tun. Dabei müssen die Delfine auf eine Box mehrere Gewichte auflegen, damit die Nahrung freigegeben wird.

*** Ein anderes physisches Rätsel ist ein Unterwasserlabyrinth, durch das die Delfine einen Ball manövrieren müssen.

Weitere Beispiele: Zwei Delfine müssen gleichzeitig an verschiedenen Seilen ziehen, damit aus einer Kiste Spielzeuge freigegeben werden. Ein Spielzeug-U-Boot wird durch Pfiffe aktiviert und gesteuert.

Rätsel verlieren an Attraktivität

Allerdings verlieren die Delfine das Interesse an diesen Aufgaben, wenn sie herausgefunden haben, wie das Spielzeug manipuliert werden muss. Die Rätsel sind nicht länger herausfordernd.

Außerdem müssen individuelle Präferenzen berücksichtigt werden. Denn jedes Tier reagiert anders auf Herausforderungen.

Lösung muss schwieriger werden

Um den Delfin neu herauszufordern, wäre eine Möglichkeit, die Lösung selbst schwieriger zu machen und nicht nur anders.

Dies könnte dadurch erreicht werden, dass die Anzahl der Schritte erhöht wird, die zum Erreichen der Lösung erforderlich sind, oder die Schwierigkeit der Schritte selbst erhöht wird (z. B. durch die Anforderung präziserer Unterscheidungen in einer Formunterscheidungsaufgabe).

Computer für Delfine

Auch Computer werden für die kognitive Herausforderung von Delfinen eingesetzt. Man stellt zum Beispiel einen Computer außerhalb eines Unterwasserfensters auf. Über Hydrophone nutzen die Meeressäuger ihre Echoortung wie eine Computermaus.

Positives Verstärkungstraining

Die mit Abstand häufigste Methode, Meeressäugetiere mit kognitiven Herausforderungen zu konfrontieren, ist das Training mit positiver Verstärkung.

In modernen zoologischen Einrichtungen findet ein solches Training typischerweise mehrmals täglich statt und hat nachweislich bereichernde Auswirkungen auf das Tierwohl.

Neu einstudierte körperliche Verhaltensweisen fordern auch das Gehirn.

Training von Gedächtnis, Kreativität und Problemlösungsverhalten

Zusätzlich zu neuen körperlichen Verhaltensweisen kann das Training auch kognitive Herausforderungen bieten, indem den Tieren Spiele und Rätsel beigebracht werden, die speziell darauf ausgelegt sind, kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Kreativität, Problemlösung usw. zu trainieren.

*** Dazu gehört zum Beispiel die „Konzeptverhaltensweise“. Der Trainer gibt ein Signal, das dem Delfin den Auftrag gibt, kein bestimmtes körperliches Verhalten auszuführen, sondern vielmehr eine abstrakte Regel auf die Situation anzuwenden, um herauszufinden, welches Verhalten es ausführen soll.

*** Beim Signal „Wiederholen“ müssen sich die Delfine an das eben ausgeführte Verhalten erinnern und es erneut ausführen.

*** Mit „Innovate“ müssen sie sich an das eben ausgeführte Verhalten erinnern, aber etwas anderes zu tun.

*** „Combo“ bedeutet, zwei oder mehr Verhaltensweisen miteinander zu kombinieren, die nicht gemeinsam trainiert wurden, wie z. B. Drehen beim Laute-von-sich-Geben oder Tauchen beim Wackeln der Flossen.

*** Bei der „Nachahmung“ zeigt ein Delfin das gleiche Verhalten wie ein anderes Tier.

*** Beim „Erkennen von Merkmalen“ lernt der Delfin, zwischen einer bestimmten Punktzahl oder zwischen unterschiedlichen Größen von Gegenständen zu unterscheiden.

Schlussfolgerung

Das körperliche Wohlbefinden von Meeressäugern hat sich in zoologischen Einrichtungen in den letzten Jahrzehnten stetig verbessert.

Doch die komplexen kognitiven Fähigkeiten von Delfinen und Robben müssen ebenfalls gefordert und gefördert werden. Da gibt es noch Luft nach oben.
(Quelle: Minding the Minds: A Primer on Cognitive Challenge for Marine Mammals in Human Care)

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