In vielen der seit Anfang Februar 2010 im nördlichen Golf von Mexiko gestrandeten (und gestorbenen) Delfine (siehe dazu auch MA-News vom 1. April 2011) wurde eine marine Bakterienart (Brucella) gefunden, von der bekannt ist, dass sie bei Meeressäugern Fehlgeburten auslösen kann. Was man noch nicht weiß, ist, warum dieser Erreger, der auch in gesunden Delfinen nachgewiesen wird, zu einer Epidemie geführt hat.
Es gibt, laut Teri Rowles von der National Oceanic and Atmospheric Agency (NOAA), immer noch Todesfälle. Das wird ebenfalls von Stephanie Venn-Watson bestätigt, die die toten Tiere untersucht.
Geschwächtes Immunsystem
Das Bakterium Brucella, das Anfang diesen Monats in zwei erwachsenen und zwei ungeborenen Delfinen gefunden wurde, hatte möglicherweise durch andere Einflüsse (eventuell Folgen der Ölkatastrophe der Deepwater Horizon oder einer Infektion) diese tödliche Wirkung. Dadurch wurde offenbar das Immunsystem der Delfine geschwächt und die Tiere hätten deshalb nicht erfolgreich gegen diesen Keim ankämpfen können, so die beiden Forscher. „Wir können weder ausschließen noch bestätigen, dass die Deepwater-Horizon-Katastrophe verantwortlich für das Massensterben der Delfine ist“, erklärte Rowles der Presse. Natürlich werde auch in dieser Richtung geforscht, doch nur 15 Prozent der 580 Tiere, die seit Februar 2010 (drei Monate bevor die Ölplattform explodierte) bis jetzt angeschwemmt worden seien, wären für Untersuchungen geeignet. Der Rest war bereits in einem verwesten Zustand, der genaue Untersuchungen unmöglich gemacht hatte.
114 Delfine starben bereits vor der Ölkatastrophe
Ungewöhnlich häufige Todesfälle wurden in den Küstenabschnitten von Louisiana bis Florida gemeldet. In Texas gab es keine Registrierung von ungewöhnlich häufigen Todesfällen unter Delfinen. Von den insgesamt 570 gemeldeten Delfinen gehörten 520 zu den Großen Tümmlern. Etwa 100 waren Jungtiere oder Ungeborene.
114 Delfine starben vor der Ölkatastrophe – darunter mehr als 20 Jungtiere. Zwischen dem 20. April (Unglück) und dem 2. November 2010 strandeten 122 weitere Tiere. 344 Delfine strandeten seit November 2010 bis jetzt.
Venn-Watson teilt weiter mit, dass von 21 toten Delfinen, die auf Brucella getestet wurden, fünf Tiere (zwei ausgewachsene und drei ungeborene Delfine) von diesem Keim befallen waren. Bei den Föten wurde Brucella in der Lunge entdeckt, bei den erwachsenen Tieren im Gehirn. Venn-Watson räumt ein, dass bei einigen der anderen 15 Tiere, bei denen das Bakterium nicht gefunden wurde, diese Organe eventuell gar nicht untersucht wurden.
Verschiedene Bakterienstämme
Bei Brucella gibt es verschieden Bakterienstämme. Die Keime, die bei den fünf Delfinen entdeckt wurden, werden nun genauer untersucht, um feststellen zu können, ob sie alle dem gleichen Stamm angehören. Womöglich handele es sich um eine neue Art, die das Immunsystem der Delfine besonders belaste, vermutet die Wissenschaftlerin.
Parallel zu den fünf von Brucella befallenen Delfinen haben die Wissenschaftler acht Tiere gefunden, die ähnliche organische Veränderungen aufwiesen. 33 weitere Föten sowie erwachsene Tiere wurden mit Verletzungen in der Lunge, im Gehirn sowie im Nervensystem gefunden.
Bakterien werden auch auf Menschen übertragen
Von Kühen, Hunden und anderen Landsäugetieren weiß man, dass bestimmte Brucella-Stämme auf andere Spezies übertragen werden können. Außerdem lösen sie auch bei Landsäugetieren Fehlgeburten aus, wie man in Rinder- oder Ziegenherden feststellen konnte, so Venn-Watson weiter. Brucella-Stämme wurden ebenfalls bei Seelöwen, Seehunden, Seekühen, Walen, Schweinswalen und Ottern gefunden. 2007 wurden vier Fälle bekannt, bei denen Menschen von diesem marinen Brucella-Stamm infiziert wurden – dabei handelte es sich um einen Forscher und drei Personen, die keine Untersuchungen an diesem Keim vorgenommen hatten.
Wissenschaftler empfehlen – wegen einer möglichen Übertragung von Brucella – einem gestrandeten Delfin im Golf von Mexiko fern zu bleiben und auch dafür zu sorgen, dass kein Haustier in die Nähe des verendeten Tieres gelangt. Man solle bei einem Fund das Marine Mammal Stranding Network anrufen.
(Quelle: msnbc.com)