100.000 Kollegen helfen dem Chef-Präparator Uwe Beese in Stralsund, wenn es darum geht, einen toten Wal für eine Ausstellung vorzubereiten.
Es handelt sich dabei um Bakterien, die in einer 40 Grad warmen „Wohlfühllauge“ Fleischreste und Muskelfasern von den Walknochen knabbern. Im Stralsunder Meeresmuseum ist das größte Mazerationsbecken von Deutschland aufgebaut. Hier befinden sich auch die Knochen des im vergangenen November vor Pellworm gestrandeten Pottwals. Er wird in Stralsund für eine Ausstellung in Münster präpariert. Bis zum Sommer werden die Knochen blitzblank sein, dann geht es ans Zusammensetzen des Skeletts, erläutert Beese.
Immer mehr tote Wale
Immer häufiger kommen tote Wale in die Anlage. Für Beese ist das ein Indiz dafür, dass die Tiere massiv bedroht sind. Vor allem Schweinswale stranden immer wieder in der Ostsee. Eigentlich benötigen die sich über ihr Sonar verständigenden Tiere einen stillen Ozean. Doch den gibt es schon lange nicht mehr. Schiffsverkehr, der Bau von Offshore-Windkraftanlagen und die Suche nach Erdöl und Erdgas sind sehr geräuschintensiv und machen den Walen das Leben oft zur Hölle, erklärt der Leiter des Stralsunder Ozeaneums und Walforscher Harald Benke.
Blasenschleier sollen Schall dämpfen
Zwar können Blasenschleier den Schall im Meer um bis zu 90 Prozent reduzieren, doch diese Methode wird leider viel zu wenig genutzt, bedauert Benke. Die Luft wird dabei als Schallisolator unter Wasser eingesetzt. Dieses Verfahren wurde für den Bau von Offshore-Windanlagen entwickelt. Benke ist Vertreter der europäischen Gesellschaft der Walforscher und fordert eine EU-Richtlinie, die den Einsatz dieser Blasenschleier regeln soll.
Beifang ist größtes Problem
Doch das größere Problem für Schweinswale ist der Beifang, sagt Harald Benke. Die meisten Todfunde sind Opfer des Beifangs. Die Population der geschützten Meerestiere wird immer kleiner. Innerhalb von elf Jahren ist die Schweinswal-Anzahl im Gebiet von Skagerak, Kattegat, dänischer Beltsee bis in die Kieler Bucht um 60 Prozent zurückgegangen. Zählte man 1994 noch 27.800 Tiere, waren es 2005 nur noch 10.900 Wale. Heute sind es wahrscheinlich noch viel weniger, befürchtet der Walforscher. Allein in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der Todfunde in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Vor allem Jungtiere geraten in Netze und verenden dort.
Das nächste internationale Walforschertreffen findet im März in Irland statt. Dorthin wird Benke reisen und das Problem ansprechen. Am besten wäre ein Walschutzgebiet in der Ostsee. Dann hätten auch die 100.000 Kollegen von Uwe Beese nicht mehr so viel zu tun …
(Quelle: Strandende Wale in der Ostsee)
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