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Freundschaft zwischen Walfänger und Walschützer


Der Tierschützer Ady Gil war im Frühjahr 2011 auf den Färöer Inseln und hat dort eine außergewöhnliche Gastfreundschaft erfahren, obwohl er sich als Gegner der Grindwal-Abschlachtung „geoutet“ hatte.

Getöteter Grindwal (Foto: Hans Peter Roth)

Ich habe seinen Bericht mit großem Interesse gelesen und gebe hier ein paar markante Stellen übersetzt wieder.

Gastfreundschaft und Meinungsfreiheit

Nirgendwo anders hat sich Ady Gil so willkommen gefühlt wie auf den Färöer Inseln, die er im März 2011 zusammen mit Peter Bethune für eine Woche besuchte. Dabei war bekannt, dass Ady und Peter Walfanggegner sind. Und auf den Färöer Inseln werden Wale – die zu den Delfinen zählenden Grindwale – gefangen und geschlachtet. Trotzdem wurden die beiden Tierschützer warmherzig empfangen.

In einem Radio-Interview konnten Ady und Peter alles sagen, was sie wollten. Da die Sendung live war, konnte auch nichts herausgeschnitten werden. Ihre Bedenken gegen den sogenannten „Grind“ (so heißt das Grindwal-Schlachten auf den Färöer Inseln) erreichten viele Hörer. Später gab es dann noch ein TV-Interview an einem der Strände, wo der Grind stattfindet.

Wir können sie nicht hassen

„Es war so schwierig“, erzählt Ady, „wir wollten sie hassen. Aber das funktonierte nicht.“ Die Gastfreundschaft der Färinger war einfach zu groß.

Langsam verstand Ady auch die Lebensumstände, unter denen die Inselbewohner hier ihren Alltag meistern. Auf einer kargen Insel gibt es nicht viel. Ein paar Kartoffeln und nur eine Fernsehstation. Es gibt kein Militär. Das bedeutet, die Färinger beteiligen sich an keinem Krieg und töten auch keine Menschen wie Soldaten, die auf dem Festland leben.

Lange Tradition und ein Geschenk Gottes

Der Grindwalfang hat eine lange Tradition auf den Färöer Inseln. Er begann, als die Bevölkerung hungerte und deshalb zwangsläufig Jagd auf Wale machen musste. Die Grindwale waren eine Art Geschenk Gottes für sie.

Ady redete mit einem Anführer des Grinds und teilte ihm mit, dass die Welt böse auf die Färöer Inseln blickt und das Abschlachten der Meeressäuger aufs Tiefste verurteile. Die Meinung der Tierschützer wird vom Walfänger respektiert, aber in keinster Weise geteilt.

Das falsche Tier

Ady fragte sich, warum die Menschen auf den Färöer Inseln so sehr gehasst werden. Die Antwort ist: Sie schlachten das „falsche“ Tier … Wale und Delfine sind die Stars unter den Tieren. Da sie so außergewöhnlich, groß, kräftig und nett sind, haben wir beschlossen, diese Tiere nicht zu essen. Damit geht es den Walen eigentlich viel besser als anderen Tieren, die nie in TV-Sendungen erscheinen und um die sich niemand kümmert.

Da Wale so toll sind, werden sie verschont. Schweine, die – wie die Delfine – ebenfalls als sehr intelligent gelten, dagegen nicht. Die werden geschlachtet, sie sind nicht so charismatisch wie die Meeressäuger. Sie werden in enge Boxen gesperrt oder – bei Ausbruch einer Krankheit – bei lebendigem Leib verbrannt. Die Färinger tun solche Dinge nicht …Sie halten ihre Schafe im Freien und bieten den Tieren Unterstellmöglichkeiten, damit sie sich vor schlechtem Wetter schützen können.

Die Färinger sehen Tiere als Nahrung an. Süß auszusehen, zählt dabei nicht. Doch die Inselbewohner meinen auch, dass ein Tier ein respektvolles Leben haben soll, bevor es gegessen wird. Daher dürfen die Schafe auch draußen fressen.

Grindwale sind nicht vom Aussterben bedroht

Grindwale gehören zu den Fleischlieferanten der Färinger. So wie wir Thunfisch lieben, mögen die Inselbewohner das Fleisch dieser Meeressäuger. Doch der Thunfisch steht bereits kurz vor dem Aussterben, da die Gier nach Sushi und Thunfischpizza unermesslich ist in Europa, Asien und Amerika.

Von den Grindwalen gibt es noch viele, meinen die Färinger. Es wird geschätzt, dass vor den Färöer Inseln 100.000 bis 800.000 Grindwale leben. 800 davon werden jedes Jahr getötet. Das sind 0.1 bis 0,8 Prozent (im Bericht von Ady Gil steht: 0,01 und 0,08 Prozent, aber das ist meiner Meinung nach ein Rechenfehler).

Anmerkung Meeresakrobaten: Ob das viel oder wenig ist, kann ich nicht beurteilen, da die Reproduktionsquote bei Walen sehr gering ist. Auch sind die Schätzungszahlen äußerst unterschiedlich.

Kein Profit

Anders als zum Beispiel in Japan wird mit den Grindwalen kein Profit gemacht. Sie werden nicht an Aquarien verkauft und ihr Fleisch wird kostenlos an die Gemeinden verteilt.

Belastung mit Schwermetallen

Positiv aufgefallen ist Ady Gil bei seinem Besuch der Färöer Inseln auch, dass sich ein Arzt sofort bereit erklärte, seine Fragen zur Schwermetall-Belastung der Grindwale und die Gefahr, die dadurch für die Walfleisch verzehrenden Menschen entsteht, zu beantworten.

Doctor Pál Weihe versicherte Ady, dass ein 70 kg schwerer Mann nicht mehr als 3,5 g Walfleisch am Tag zu sich nimmt. Das sind 1,27 kg pro Jahr. Schwangere Frauen würden gar kein Walfleisch essen, erklärte Doktor Weihe. Am ehesten würde das Fleisch von alten Färingern konsumiert.

Grindwale

Wir vergiften das Meer der Färinger

Das Meer ist hochgradig mit Umweltgiften belastet. Die Gifte werden von der ganzen Welt ins Meer gespült. Nicht jedoch von den 47.000 Färingern. Sie essen quasi das Gift, das wir in die Meere leiten.

Lösung

Ady Gil lehnt auch nach seinen positiven Gesprächen mit einigen Bewohnern der Färöer Inseln den Walfang ab. Doch er meint, nicht der Boykott der Insel, sondern der Besuch der Insel könnte die Wale retten. Wenn viele die Kommunikation mit den Inselbewohnern suchen würden, dann könnte sich der Gedanke des Walschutzes ausbreiten und die Färinger könnten auch zu unseren Freunden werden.
(Quelle: Whaler Friends)

Lesetipp

S.O.S. – Färöer Inseln

1 Kommentare

  1. Wonderful article! Thank-you to Ady Gil and the people of the Faroe Islands for being such great hosts and for allowing a dialogue to occur!

    geschrieben von Kirsten Massebeau

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