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Ortmüllers (billige) Folgeschlüsse


Das war ja klar, kaum meldet 92.2 Radio Duisburg, dass in diesem Jahr die Millionenmarke im Duisburger Zoo wohl nicht geknackt wird, springt der Delfinarien-Hasser Jürgen Ortmüller von der Einmann-Organisation WDSF/Hagen auf den Zug auf und triumphiert im Internet (Facebook WDSF vom 27. August 2012):

„Voller Erfolg für die Delfinschützer gegen das Delfinarium Duisburg. Deutlicher Einbruch bei den Besucherzahlen.“

Delfinarium Duisburg (Foto: Verena Pecsy)

Nasses, kaltes oder zu heißes Wetter drückt Besucherzahlen

Ortmüllers Folgeschluss hat mit der Meldung jedoch nicht die Spur zu tun. Vielmehr klagt der Duisburger Zoo – wie andere Einrichtungen ebenfalls – über die Wetterkapriolen 2012. Gerade in Nordrhein-Westfalen sei es in diesem Frühjahr/Sommer häufig nass und kalt gewesen. Auch große Hitze hielt die Menschen vom Tiergartenbesuch ab, kann man in der Meldung lesen.

„Die Sache mit dem Wetter“ – ist heute auch ein Thema in der Augsburger Allgemeinen (obwohl wir hier im Süden noch reichlich Glück hatten mit dem Frühling und Sommer). Dort steht, dass die Schausteller und Wirte eine ganz klare Vorstellung hätten, wie das Wetter sein müsste, um möglichst viele Gäste auf den Plärrer (Volksfest in Schwaben) zu locken. „22 Grad, leicht bedeckt, kein Regen“, sagt der Vizechef des schwäbischen Schaustellerverbandes. Alles andere bedeute weniger Besucherzahlen.

Allgemeine Besucherflaute in Nordrhein-Westfalen

Laut RuhrNachrichten hatten die Bochumer Freibäder in diesem Jahr ebenfalls einen massiven Besuchereinbruch zu verzeichnen. Statt 173.000 gingen in diesem Jahr nur 10.000 (!!!) Besucher in die Badeanstalten. Auch in anderen Pressemitteilungen ist von „Besucherflaute“ und „Regen vermiest das Sommergeschäft“ zu lesen. Wohlgemerkt: Dabei handelt es sich um Freizeiteinrichtungen, die keine Delfine halten …

Sinkende Besucherzahlen in Zoos, die keine Delfine halten

* Der Berliner Zoo beklagt seit 2008 rückgängige Besucherzahlen. Achtung, Herr Ortmüller: Hier gibt es kein Delfinarium!

* „20 Prozent weniger Besucher im Zoo“, kündigt der Zoo Hannover für 2012 an. Achtung, Herr Ortmüller: Auch hier werden keine Delfine gehalten! Ein Grund, der für die Besucherflaute genannt wird: „Die Temperaturen fielen wesentlich kühler aus als im Vorjahr …“

* Die Wilhelma in Stuttgart nennt – obwohl „delfinfrei“ – seit 2008 rückgängige Besucherzahlen.

* Der VDZ (Verband deutscher Zoodirektoren) schreibt: „Ein verregneter Frühling oder Herbst oder ein zu heißer Sommer haben tiefere Besucherzahlen zur Folge.“

Bringt der Storch die Babys? (Foto: Rüdiger Hengl)

Glaubt Herr Ortmüller an den Storch?

Doch Ortmüller bemüht mal wieder seine Lieblings-Korrelation:

Protestaktionen vor dem Zoo = weniger Besucher im Zoo

Ist ihm nicht bekannt, dass eine Korrelation nicht notwendigerweise eine Ursache-Wirkung-Beziehung bedeutet? So sind zum Beispiel der stete Geburtenrückgang und die gleichzeitige Abnahme des Weißstorches in den alten Bundesländern kein Beweis dafür, dass Störche die Babys bringen …

Auch müsste Ortmüller erst einmal einen Vergleich mit allen anderen Zoos in Deutschland anstellen, um seine Behauptung untermauern zu können. Aber so viel Recherchearbeit ist ihm natürlich nicht zuzumuten.

Lesetipp

Die Rechnung geht nicht auf

2 Kommentare

  1. Oh ja, das mit den „sinkenden Besucherzahlen“ kann ich auch von Loro Parque bestätigen. Die ganzen vorderen Sitzreihen sind leer geblieben (insbesondere in der Orca-Präsentation).

    Aber vielleicht hatte das auch ein ganz klein Bisschen damit zu tun, dass bei gefühlten 15°C und kühlem Wind nur wenige Leute Lust darauf hatten, von türblatt-großen Fluken mit Salzwasser geduscht zu werden.

    Die Sitzplätze außerhalb der „Splash Zone“ waren jedenfalls an allen Tagen proppevoll – sowohl bei den Delfinen, als auch bei den Seelöwen und ebenso bei den Orcas. Mehr wäre kaum möglich gewesen!

    geschrieben von Norbert
  2. Die Zoos nennen fürs erste Quartal 2014 Besucher-Rekordzahlen. Nürnberg hat in den ersten drei Monaten sogar das beste Ergebnis seit Bestehen des Tiergartens zu verzeichnen. Vor allem die Delfin-Vorführungen sind bei den Besuchern sehr beliebt. Auch in Duisburg gibt es ein ähnlich gutes Ergebnis. Diese Tatsachen zeigen wieder einmal deutlich, dass Herrn Ortmüllers Rechnung bzw. seine Folgeschluss-Ziehung nicht aufgeht.

    geschrieben von Susanne

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